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Kai Weyand

Schiefer eröffnet spanisch

Roman

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Inhalt

Schiefer eröffnet spanisch

Ich starrte auf das Brett und sah, dass meine beiden Läufer von Schiefers Pferden bedroht wurden, dass sein Turm auf meine Dame zielte und dass zwei seiner noch zahlreich vertretenen Bauern eine realistische Chance besaßen, zu meiner Grundlinie vorzustoßen. Es gab keinen Zweifel, dass er mich in wenigen Zügen schachmatt gesetzt haben würde. Trotzdem sagte Schiefer: Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.

Ich beschloss, seine Bemerkung zu ignorieren, so zu tun, als hätte ich sie nicht gehört. Bloß nicht provozieren lassen, dachte ich. Dennoch fragte ich mich, welchen Fehler Schiefer begangen haben könnte. Wenn ich ihn jetzt angucke, um in seinem Gesicht nach Anzeichen zu suchen, würde er meine Unsicherheit bemerken, spüren, dass ich den Fehler noch nicht bemerkt hätte, sich zurücklehnen und leicht lächelnd sagen: Na ja, vielleicht auch nicht. Also vermied ich den Blickkontakt und nickte vor mich hin, als wüsste ich längst Bescheid und überlegte, welcher Zug am besten geeignet wäre, seinen Fehler zu bestrafen.

Ich bin mir nicht mehr sicher, was richtig oder falsch ist, sagte Schiefer plötzlich. Seine Stimme klang resigniert, so als wollte er, dass ich nachfragte, seinen falschen Zug analysierte, ihm eine Alternative aufzeigte. Oder wollte er mich nur provozieren, sich über meine Unfähigkeit, das Spiel offen zu gestalten, amüsieren? Ich überlegte, ebenso provokant zu reagieren, zu sagen, dass ich ihn schon besser habe spielen sehen, mittelmäßig sei das Spiel, das er hier zeige. Mehr aus Scherz denn im Ernst bot ich ihm ein Remis an.

Stillschweigend schob Schiefer seine Figuren zu einem Haufen zusammen, nahm die neben dem Brett auf dem Tisch liegenden dazu und baute sie in der Ausgangsstellung wieder auf. Ich schaute ihn an, aber er reagierte nicht. Gedankenverloren nahm er in jede Hand einen Läufer und haute sie immer wieder aneinander, als müssten sie einen Crash-Test bestehen. Als wünschte er, auf diese Art einen Sieger zwischen den beiden Figuren zu ermitteln.

Gestern habe ich ein Telefongespräch geführt, sagte er unvermittelt und stellte die beiden Figuren zurück aufs Brett. Er schüttelte den Kopf. Eigenartig war das. Grotesk. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, zu behaupten, das Gespräch geführt zu haben, oder ob es nicht vielmehr so war, dass es mich geführt hat.

Wahrscheinlich war das Wort beunruhigend treffender für das Telefonat, dachte ich. Seit ich mich mit Schiefer traf, hatte er noch nie ein Schachspiel aufgegeben. Selbst wenn ich durch Züge, die ich so aufs Geratewohl machte, ein strategisches Übergewicht herstellen konnte, wusste Schiefer, dass in irgendeinem Bauern noch eine Karpowsche Finesse lauerte, mit der er das Spiel drehen könnte. Bisher hatte er sie noch immer gefunden, selbst wenn er dafür eine weitere Flasche Bordeaux leeren musste. Das Telefonat musste ihm schwer im Magen liegen, dass er dieses Spiel so einfach aufgegeben hatte. Schiefer wollte gewinnen.

Du hast also einen seltsamen Anruf erhalten?, fragte ich. Auf deine Anzeige hin?

Schiefer nickte. Der Einzige, der sich gemeldet hat.

Schiefer konnte sich seine Wohnung nicht mehr leisten und stand vor der Wahl, unterzuvermieten oder umzuziehen. Tage hatte er an der Anzeige gefeilt, keine Lösung gefunden und mich schließlich um Rat gefragt. Er sei unsicher, es gebe heute so eine Bedeutungsvielfalt, alles sei Auslegungssache und Wörter verstehe jeder nur noch so, wie es ihm in den Kram passe. Ihm seien im Lauf der Jahre so oft die Wörter im Mund verdreht worden, dass er fürchte, ein Missverständnis zu provozieren. Wenn er schreibe, er suche einen ehrlichen Mitbewohner, frage er sich, ob das Wort ehrlich geeignet sei, das Zusammenleben, das er sich wünsche, treffend zu charakterisieren. Er befürchte, dass das Wort zu sehr in einem sexuellen Kontext verstanden werde und der Anzeigentext damit den Geruch einer Kontaktanzeige bekäme. Er wolle da in kein falsches Licht geraten. Wenn er aber interessant schreibe, fürchte er damit gepiercte Freaks anzusprechen, die sich über Tätowierungen austauschen wollen, und bei dem Wort unterhaltsam glaube man vielleicht, dass er sich gerne Lebensgeschichten anhöre. Einen halbwegs normalen Menschen wolle er, wenn ich verstünde.

Ich empfahl ihm, einen freundlichen Mitbewohner zu suchen.

Ich glaubte, Schiefer würde es guttun, wenn er wieder mit jemandem zusammen wohnte. Er hatte schon jetzt Züge eines seltsamen Kauzes und ich fürchtete, wenn sich nicht bald etwas an seinem Zustand änderte, würde er vollständig mutieren.

Er kam fast täglich zu mir. Wir saßen auf dem Sofa, spielten Schach, tranken Wein, hörten Musik, aber nach zwei Flaschen Bordeaux fragte ich mich, ob ich mich an meinem Leben nicht versündigte. Schiefer hätte mir wahrscheinlich widersprochen oder achselzuckend ein weiteres Glas eingeschenkt. Er widersprach gerne. Aus Prinzip, wie ich manchmal vermutete. Wenn ich sagte: die spanische Eröffnung ist leidenschaftlich und feurig wie eine Paella, sagte er, die ist fad wie eine marokkanische Tortilla. Wenn ich sagte, der größte Schachspieler aller Zeiten ist Garri Kasparow, schüttelte er den Kopf und sagte, Bobby Fischer sei ein Hecht, Kasparow höchstens eine Forelle, wenn nicht gar nur ein Hering. Wenn ich sagte, am Wochenende wird gutes Wetter, konnte ich mich darauf verlassen, dass er sagte, nein, das Wetter wird schlecht. Waren dann nur ein paar Wolken am Himmel, sagte er: Siehst du, was habe ich gesagt. Wenn ich dann erwiderte: Nur ein paar Wolken, ansonsten ist der Himmel blau, sagte er, das sind Kumuluswolken, und Kumuluswolken sind Regenwolken.

Also hatte ich ihm erst mal von einer Anzeige abgeraten, gesagt, so ein Zusammenleben zu zweit in einer Wohnung, das sei schwierig, auf Dauer gebe das nur Scherereien, ein Blick in die Tierwelt reiche, um zu sehen, dass man nur im Rudel zusammen sein könne, aber für ein Rudel sei die Wohnung definitiv zu klein, er solle sich deshalb lieber nach einer kleineren und billigeren Wohnung umsehen.

Schiefer sagte nur: Zusammenleben mit einer Frau sei schwierig, aber er suche ja nach einem Mann. Die Anzeige gab er auf.

Das Gespräch lief von Anfang an merkwürdig, sagte Schiefer, nahm ein Pferd vom Brett und ließ es durch seine Finger gleiten.

Ich weiß nicht, warum, aber mich beschlich ein mulmiges Gefühl, als am Telefon jemand sagte, er rufe wegen des Zimmers an. Spontan sagte ich, dass das Zimmer im Grunde schon vergeben ist. Ich dachte, eine klare Aussage getroffen zu haben, hoffte, dass der Andere sich nun verabschieden würde, aber der hat einfach geschwiegen. Geatmet, aber nichts gesagt. Kannst du dir vorstellen, wie so etwas den Puls in die Höhe treibt?, fragte mich Schiefer empört. Wütend schmiss er das Pferd auf das Brett, wo es mehrere Bauern umkegelte.

Erzähl weiter, bat ich ihn.

Schließlich sagte ich, dass es folglich keinen Sinn ergebe, sich herzubemühen, eigentlich sei es vergebliche Mühe. Aber der am anderen Ende der Leitung war hartnäckig. Der sagte: im Grunde und eigentlich seien keine Wörter, die etwas zementierten, im Gegenteil, sie seien uneindeutig, relativierend, Zeugnis einer Unsicherheit, ein Signal, dass das Rennen noch offen sei. Ich solle ihm doch die Chance geben, sich für das Zimmer empfehlen zu können. Ob man es nicht auf ein Treffen ankommen lassen wolle. Eine Mühe sei es für ihn keinesfalls, herzukommen, und wenn doch, so sei es keine, die er nicht gerne in Kauf zu nehmen bereit wäre, selbst wenn sich hinterher erweisen sollte, dass sie vergeblich gewesen sei.

Schiefer hielt mir kopfschüttelnd sein Glas entgegen und wartete darauf, dass ich ihm Rotwein nachschenkte.

Wer redet so?, fragte er mich.

Du manchmal, sagte ich und füllte sein Glas.

Aber nicht nüchtern, entgegnete Schiefer. Geschliffen wie ein Messer redete der, fuhr er fort, ohne ein Ähm oder Öh, als sage er solche Sätze jeden Tag. Kannst du dir vorstellen, wie unterlegen und verwirrt ich mich fühlte?, fragte Schiefer.

Ein Gefühl wie beim Schäfermatt, sagte ich. Wie ging es aus?

Ich sagte, er kann sich das Zimmer gerne angucken.

Beide tranken wir unsere Gläser mit einem Zug leer. Ich aus Erleichterung, Schiefer aus Fassungslosigkeit über seine Niederlage.

Dann aber, fuhr Schiefer plötzlich fort, merkte ich, dass ich meine Adresse noch nicht genannt hatte, dass also noch nichts beschlossen war. Ich entschied mich, zu sagen, dass alles doch ein Missverständnis gewesen sei, und den Hörer aufzulegen. Aber da sagte der Mann plötzlich, übrigens heiße er Theo Mal.

Mal wie Minus, Mal wie Maler oder Mal wie Malheur, fragte ich und lachte, so erleichtert war ich. Ob da nicht noch etwas fehle bei dem Namen, fragte ich. Ich wollte zeigen, dass ich einen Spaß verstehe, einem guten Humor nicht abgeneigt sei. Aber dann fiel mir auf, dass der andere nicht mitlachte. Mal wie manchmal, sagte er, machen sich kleingeistige Menschen über Namen lustig, obwohl kein Name einer Zimmerbewerbung im Wege stehen sollte, es sei denn, der Vermieter sei ein Namenskonventionalist. Ich kam mir vor, als hätte ich einen Witz über Behinderte gerissen, sagte Schiefer. Natürlich beteuerte ich sofort, dass der Name kein Hindernis sei, auf jeden Fall solle er kommen.

Das heißt, er kommt?, fragte ich.

Freitag, halb elf, sagte Schiefer und ließ sich erschöpft ins Sofa fallen, als fühle er sich schon im Vorhinein von der kommenden Begegnung erschlagen.

Das ist in drei Tagen, sagte ich. Vermassel’s nicht, Schiefer.

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Mit einem batteriebetriebenen Schachcomputer hatte ich im Schmalen Wurf gesessen. Ich hatte das Schachspielen angefangen, weil es das strategische Denken fördert. Als Detektiv muss man strategisch arbeiten, mögliche Eventualitäten voraussehen und in seine Strategie miteinbeziehen, jeder Schritt muss mit Bedacht gewählt und genau geplant sein. Überlegtes, zielorientiertes Handeln ist Grundlage eines Ermittlungserfolgs. Dennoch gerät man immer wieder in Situationen, in denen man in Sekundenschnelle eine Entscheidung treffen muss. Situationen, in denen man nur auf seine Intuition vertrauen kann, ohne zu wissen, ob sich die Entscheidung als richtig erweisen wird.

In so eine Situation kam ich, als ein Mann an meinem Tisch plötzlich stehen blieb. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, aber da sein Erscheinungsbild darauf schließen ließ, dass er mich um Geld anbetteln wollte, richtete ich meinen Blick sofort wieder auf das Schachbrett, legte meine Stirn in Falten und versuchte eine so abweisende Haltung einzunehmen, dass der Mann es für aussichtslos hielt, hier etwas zu bekommen.

Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, dass der Mann sich von meiner Haltung nicht beeindruckt zeigte. Im Gegenteil: Er beugte sich nach vorne mit schräg gestelltem Kopf, wie ein neugieriger Vogel, immer weiter, bis er schließlich das Schachbrett mitsamt seiner LCD-Anzeige gänzlich in den Schatten brachte.

Hatte ich mich für die Strategie des Ignorierens entschieden, so entschied er sich für eine Art hartnäckige Präsenz.

Spielen Sie eine Partie gegen mich, sagte er plötzlich. Ich war mir nicht sicher, ob das eine Frage oder eine Aufforderung war.

Der Mann trug ein grünes Hemd, das zur Hälfte aufgeknöpft war und aus der Hose hing, darunter ein schwarzes T-Shirt, auf dem lodernde Flammen zu sehen waren. Die Jeans schlabberte um seine Hüften und seine Haare machten einen ungewaschenen, fettigen Eindruck. Sein Gesicht war unrasiert, aber nicht so, dass man hätte sagen können, er sehe verwegen aus, eher wirkte er nachlässig, uninteressiert an seinem eigenen Erscheinungsbild. Seine Augen waren blass und müde. Er machte nicht den Eindruck, als sei er obdachlos, seine Kleider waren nicht abgerissen, es kam mir eher so vor, als hätte er sie wahllos miteinander kombiniert und ohne Bedacht angezogen.

Ich war mir nicht sicher, ob die Unachtsamkeit seinem Äußeren gegenüber auch die psychische Verfassung des Mannes widerspiegelte. Sein Beugen über den Tisch war eine eigenartige Mischung aus Zurückhaltung und Entschlossenheit, und es fiel mir schwer, es als aufdringlich zu bezeichnen. Und dass er einen Schatten warf, hing nicht nur mit ihm, sondern auch mit der Aufhängung der Lampe zusammen, die man nicht anders als ungeschickt bezeichnen konnte. Dennoch fürchtete ich, dass seine Spielanfrage ein trojanisches Pferd war, dass es ihm in Wahrheit um etwas anderes ging, nämlich darum, mir seine Lebensgeschichte zu erzählen, was seinem Äußeren nach zu urteilen eine enervierend lange und betrübliche Angelegenheit werden würde. Lehnte ich sein Angebot ab, riskierte ich, dass er neben mir stehen blieb und lautstark meine Züge kommentierte. Ich war kein guter Schachspieler. Mit einem Nicken bot ich ihm einen Stuhl an und hoffte, dass er meine wortlose Geste richtig interpretieren würde.

Seine Hände zitterten leicht, wenn er die Figuren bewegte, und wenn er eine auf ein neues Feld schob, hielt er sie noch eine Weile fest, kippelte sie hin und her, bis er sie schließlich losließ und damit den Zug gültig machte. Als wollte er auf keinen Fall einen Fehler machen. Dabei machte er keinen einzigen, zumindest keinen, den ich erkennen konnte. Wir spielten insgesamt drei Partien, und ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Entgegen meinen ersten Befürchtungen schien er an einem Gespräch überhaupt nicht interessiert zu sein. Wir wechselten kaum ein Wort miteinander. Aber im Laufe des zweiten Spiels fing er an, in sehr leisem Ton seine Züge zu kommentieren: warum er meinen Läufer verschonte und stattdessen den Turm auf h4 setzte, warum er es vorzog, mit einem Bauern auf ein freies Feld zu ziehen, obwohl er ungehindert mein Pferd schlagen konnte. Er sprach so leise, dass ich mich immer weiter über den Tisch beugen musste, um seinen Ausführungen lauschen zu können. Durch das Aufzeigen verschiedener Spielmöglichkeiten und seine Hinweise auf die möglichen Konsequenzen meiner Züge transferierte der Mann das Spiel auf eine Metaebene, befreite es vom bloßen Sinn des Gewinnens und Verlierens, und schnell kam es mir so vor, als ginge es ihm darum, mich zu einem besseren Spieler zu machen. Das alles in einem so vertraulichen Ton, dass niemand in der Kneipe auf die Idee kommen konnte, hier mache sich einer über den anderen lustig.

Dennoch verstand ich viele seiner Züge erst, als es bereits zu spät war. In einer für mich unangenehmen Geschwindigkeit wurden meine Figuren vom Feld genommen. So dass ich noch während der Partie eine Revanche forderte, was ihn zu der Bemerkung veranlasste: Ein Kämpfer vor dem Herrn sei ich wohl nicht.

Es stellte sich heraus, dass wir den gleichen Nachhauseweg hatten, er sogar schräg gegenüber von mir wohnte. Ich wunderte mich, dass wir uns nie zuvor begegnet waren, schob das aber darauf, dass ich selbst erst vor einem halben Jahr in diese Gegend gezogen war. Zum Abschied gab er mir die Hand und sagte: Schiefer.

Wie schiefer?, fragte ich.

Schiefer, wiederholte er. Mein Name.

Hatte ich ihn zuvor nie wahrgenommen, sah ich ihn nun umso öfter. Die Schnürsenkel offen, ein Hosenbein umgekrempelt, das Hemd aus der Hose hängend, lief er schief und gebeugt, als wäre sein Name Programm. Er unternahm keinerlei Anstalten, mich zu grüßen. Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, den Blick stur auf den Boden geheftet, lief er an mir vorüber. An anderen Tagen schien er wie ausgewechselt. Lief gerade, mit gestrecktem Oberkörper, in passenden und ordentlich angezogenen Kleidern und mit offenem Blick. Er nickte mir zu und manchmal hob er gar seine Hand zum Gruß, als wären wir gut miteinander bekannt. Vielleicht war es dieser wechselnde uneindeutige Eindruck, der mich faszinierte und mich seinen Gruß erwidern ließ.

Eines Tages klingelte er an meiner Tür. Mit einem Schachbrett unterm Arm. Anfangs trafen wir uns alle drei bis vier Wochen, irgendwann kam er zweimal die Woche und bald stand er fast täglich an seinem Fenster gegenüber mit einem Schachbrett und einer Flasche Wein in der Hand und winkte mir damit zu. Wenn ich dann nickte, vergingen keine fünf Minuten und er saß bei mir auf dem Sofa. Inzwischen kannte ich ihn drei Jahre und in all der Zeit hat er mir nicht einmal seinen Vornamen genannt.

Schiefer redete nicht viel, außer über Schach und über Musik. Er spielte Gitarre in einer Hochzeitsband und hielt sich selbst für den Bobby Fischer der Gitarre. Wenn Schiefer betrunken war, erzählte er, in seiner Jugend habe ihn jemand den weißen Jimi Hendrix genannt. Wer dieser Jemand war, erfuhr ich nie, aber ab einem gewissen Promillegrad war es in der Regel der Studioboss von Sony. Schiefers Band hieß Honeymoon, und die Bandmitglieder trugen so klangvolle Namen wie Magic Electric, Johnny Fingerdreams oder Route 66. Schiefer behauptete: eine Reminiszenz an den American Dream, der ja nichts anderes bedeutet als: Alles ist möglich. Und das müsse das Motto für jede Ehe sein.

Bevorzugte Schiefer in der Musik gerne laute, harte Gitarrenriffs, so betrachtete er das Schachspiel nach zwei Flaschen Wein gern philosophisch.

Dann packte er mich plötzlich am Arm, nickte Richtung Brett, was ein Zeichen dafür war, dass meine Situation hoffnungslos war, und sagte Sätze wie: Beim Schach hat man manchmal schon verloren, bevor man schachmatt ist. Wie im Leben. Manchmal ist man schon tot, bevor man tot ist. Aber für das Leben gilt das nicht. Leben, bevor man lebt, geht nicht. Verstehst du das?, fragte er mich.

Nein, das verstehe ich nicht, sagte ich.

Das heißt, den Tod bekommt man geschenkt, das Leben muss man sich verdienen. Mit dem letzten Wort schlug Schiefer meinen Läufer und setzte mich matt. Ich war mir nicht sicher, ob Schiefer sich die Siege gegen mich tatsächlich verdiente oder ob ich sie ihm schenkte. Das Leben schien ihm jedenfalls ein Stück weit abhanden gekommen zu sein, so wie er auf meinem Sofa saß, Wein in sich hineinschüttete und immer wieder behauptete: Schach ist ein lebensnahes Spiel. Wenn du nicht schlägst, wirst du geschlagen. Merk dir das.

Manchmal kam er mir vor wie eine implodierte Fernsehröhre: die Fassade nur leicht beschädigt, aber innen herrscht Chaos.

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Zwei Tage lang meldete sich Schiefer nicht bei mir. Die Tatsache, dass ich es nicht lassen konnte, zwischendurch immer mal wieder durchs Fenster zu schauen, ob ich ihn dort stehen sah, erschreckte mich. Es war höchste Zeit, dass etwas passierte. Ich machte mir Sorgen, dass Schiefer es sich anders überlegt hatte.

Donnerstagabend dann rief er an.

Ich bin nervös, sagte er. Morgen ist Freitag und ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist mit dem Mitbewohner. Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich mich darauf eingelassen habe.

Schiefer schwieg. An seinen Atemstößen, die unregelmäßig durch die Leitung rauschten, hörte ich, wie sehr er mit der Entscheidung haderte. Wie im Schmalen Wurf vor einigen Jahren, überkam mich das Gefühl, eine schnelle Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen zu müssen. Sagte ich das Falsche, so würde sich zwischen Schiefer und mir nichts ändern und wir würden weiterhin Bauern und Pferde austauschen, während draußen die Sonne schien. Selbst wenn er umzog, würde das wohl nur seinen Weg verlängern.

Du hast recht, sagte ich. Eine blöde Idee. Dann noch so ein Name: Theo Mal. Das klingt schon so mathematisch. Wahrscheinlich feilscht er um den Mietpreis. Sag ihm ab, sag ihm, du hättest plötzlich Schimmelflecken in dem Zimmer entdeckt, das Zimmer sei unvermietbar. Er soll sich was anderes suchen.

Sag mal, spinnst du, entrüstete sich Schiefer. Ich brauche das Geld. Außerdem gibt es bei mir keinen Schimmel. Sich über Namen lustig zu machen ist kleingeistig. Lautstark und nachdrücklich blies er seinen Atem in den Hörer. Dann hängte er auf.

Am nächsten Abend stand er vor meiner Tür.

Frag mich nicht, wir spielen Schach. So rauschte er an mir vorbei ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen, seine Arme hingen kraftlos in seinem Schoß und ab und an schüttelte er seinen Kopf, als sei ihm etwas unbegreiflich. Mit leerem Blick starrte er auf das Schachbrett, dann aufs Fenster, wieder auf das Schachbrett, murmelte ein paar unverständliche Worte und nahm schließlich einen großen Schluck Cognac aus der Flasche.

Du bist weiß, du beginnst, sagte ich mit Blick auf das Schachbrett. Aber Schiefer schien mich gar nicht zu hören, stattdessen nahm er einen weiteren Schluck aus der Flasche.

Wie wär’s mit der Nimzowitsch-Verteidigung?, fragte ich, da Schiefer keinerlei Anstalten machte, das Spiel zu eröffnen.

Ich habe ihm im Pyjama die Türe geöffnet, sagte er. Im blau-weiß gestreiften, fügte er kopfschüttelnd hinzu, als wäre ihm ein anderer Pyjama angenehmer gewesen.

Ich dachte, man könne es als Zeichen verstehen, sagte Schiefer auf mein Stirnrunzeln hin, als Chance, das unglückliche Telefongespräch vergessen zu machen, nach dem Motto: Schau her, ich bin kein Konventionalist, Konventionen sind mir schnurz. Aber der Mal schaute mich an, als wollte ich ihm eine Beulenpest andrehen.

Er selbst trug einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine blau-grün karierte Krawatte. Als ginge es um ein Vorstellungsgespräch bei McKinsey. So saß er dann auch in der Küche, steif und aufrecht, als müsste er zeigen, dass er einen Topf Wasser auf dem Kopf balancieren kann.

Ich war so beschäftigt mit der Frage, ob ich mich noch umziehen sollte, ob das für den weiteren Verlauf der Begegnung hilfreich sei, dass ich völlig vergaß, ihm einen Kaffee anzubieten. Stattdessen wunderte ich mich, dass er in der Küche saß und nichts sagte. Nicht mal, dass die Küche schön ist oder wie gut, dass es eine Spülmaschine gibt. Möglicherweise wollte er mich mit seinem Schweigen provozieren. Ich entschloss mich, meinen Pyjama anzubehalten, schließlich musste es mir überlassen sein, wie ich in meiner Wohnung herumlaufe. Ich dachte, wenn der Herr Mal nichts sagt, sage ich auch nichts.

Ihr habt euch gegenüber am Tisch gesessen und beide geschwiegen?, fragte ich.

Die Uhr hat getickt, sagte Schiefer. Tick tack tick tack. Eine Viertelstunde lang. Und der Wasserhahn hat getropft: Plopp. Alle fünfzehn Sekunden ein Plopp. Dann läutete das Telefon. Sekunden lang war nichts anderes zu hören als ein Ticken, Ploppen und Läuten. Wie gelähmt fühlte ich mich von diesem Dreiklang und ging deshalb auch nicht ran, woraufhin der Herr Mal die Augenbrauen runzelte. Flau wurde es mir im Magen ob dieser Situation, aber inzwischen ging es nicht mehr nur darum, wer was anhatte, sondern auch darum, wer zuerst aufstand.

Schließlich befürchtete ich, fuhr Schiefer fort, dass es Abend werden würde, bevor ein Wort gesprochen wäre. Also fragte ich Herrn Mal, was er von Beruf sei.

Schiefer richtete sich auf, sagte, er brauche jetzt noch einen Cognac, einen doppelten, schenkte sich einen dreifachen ein und stürzte ihn in zwei großen Schlucken hinunter.

Er sagte, er sei Lehrer, und da wurde mir schwarz vor Augen. Irgendwann spürte ich etwas an meiner Nase kitzeln. Ich schlug meine Augen auf und sah direkt in die Augen von Herrn Mal, der sich über mich gebeugt hatte. Seine Krawatte pendelte an meiner Nase herum, als sei sie auf eine Wasserader gestoßen, und er selbst schlug mir mehrmals auf die Wangen, ohne zu merken, dass ich längst wieder bei Bewusstsein war. Dann sagte er, ich solle mal meine Zuckerwerte kontrollieren lassen. Er könne sich das Zimmer jetzt gerne anschauen, sagte ich.

Und?, fragte ich. Nimmt er das Zimmer?

Er ist Lehrer, sagte Schiefer in vorwurfsvollem Ton und sah mich kopfschüttelnd an, als wundere er sich, wie ich so eine Frage überhaupt stellen konnte. Er nahm die Cognacflasche vom Tisch, trank einen großen Schluck aus der Flasche, stellte sie dann zwischen seine Beine und murmelte: Mal wie malträtieren, dass ich darauf nicht gekommen bin. Dann nahm er wieder die Flasche in die Hand, trank sie leer, ohne abzusetzen, kippte links aufs Sofa und schloss die Augen. Auf dem Tisch vor mir stand das Schachbrett, Schiefer hatte noch immer nicht gezogen.

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Seine Beine hingen über dem Sofaende wie zwei Würste auf einer Stange. Eine Hand lag auf der Brust, die andere baumelte auf den Boden herab. Das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht und gab einen Blick auf seinen Bauch frei. Er schnarchte.

Auf einmal kam es mir so vor, als wäre Schiefer, der besoffen auf dem Sofa lag, ein Bildnis für meinen eigenen Zustand. Als läge auf dem Sofa meine eigene Bankrotterklärung.

Die Trostlosigkeit meiner eigenen Tage trat mir auf einmal deutlich vor Augen: Wenn ich nicht gerade jemanden beim außerehelichen Sex fotografierte, vertrödelte ich halbe Tage mit Nichtstun, wartete auf Schiefer und verbrachte dann die andere Hälfte des Tages damit, mich im Schach von ihm vorführen zu lassen. Jetzt okkupierte er mein Sofa, blies seinen faulen Atem in das Polster, und wenn ich nichts unternahm, dann blieb er dort liegen bis morgen früh. Ich stand auf, um in der Küche ein Glas Wasser zu holen, das ich ihm ins Gesicht schütten konnte. In dem Moment rutschte Schiefer vollends vom Sofa und schlug mit einem dumpfen Knall am Boden auf. Er kippte gegen den Tisch, der sich gegen meine Knie drückte, dadurch stabilisiert wurde, so dass nichts umkippte. Die Schachfiguren waren nur leicht verrückt, aber auf ihren Feldern geblieben. Bis auf einen weißen Bauern, der deutlich zwei Felder vorgerückt war, von e2 auf e4. Ich zog ebenfalls. Das Spiel hatte begonnen.

Schiefer richtete sich langsam auf, mühselig kam er auf alle viere und versuchte, wieder auf das Sofa hochzukommen. Sein Blick fiel auf das Schachbrett. Noch auf Knien hockend, nahm er sein Pferd und zog g1-f3: Schiefer eröffnete spanisch.

Ich ging zu ihm, half ihm auf und sagte: Ab morgen werden sich die Dinge ändern, Schiefer. Er legte seinen Arm um mich, lehnte sich schwer gegen mich, nickte und tätschelte mir mit seiner freien Hand die Wange, als wollte er mich für meinen Optimismus loben. Ich brachte ihn zur Tür.

Vom Fenster aus sah ich Schiefer über die Straße torkeln. Mitten auf der Straße blieb er plötzlich stehen. Er drehte sich um, schaute zu mir hoch, lachte und schüttelte den Kopf. Als wundere er sich über meinen naiven Glauben, dass die Dinge sich ändern könnten. Sein Kopf wackelte hin und her, in unrhythmischen Bewegungen wie ein schwächer werdender Kreisel. Obwohl mir klar war, dass er seine Bewegungen nicht mehr unter Kontrolle hatte, sah ich in diesen Bewegungen einen Vorwurf liegen: Schau her, so geht es auch deinem Vorsatz: Er wird immer schwächer und schwächer und am Ende fällt er um. Schiefer streckte beide Arme in die Höhe, jeweils Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen ausgestreckt. Ich hob die Hand zum Gruß, dann drehte er sich um und ich wartete, bis in seiner Wohnung das Licht anging.

Es war halb drei Uhr morgens, als ich mir noch mal Schiefers Erzählungen über Theo Mal vergegenwärtigte. Ich ging in die Küche und machte eine Flasche Wein auf. Um halb sechs, nach zwei Flaschen Bordeaux glaubte ich an keine Lösung mehr. Theo Mal war Lehrer, daran scheiterte jede Überlegung. Ich stand auf. Plötzlich verkehrten sich Decke und Boden und stürzten auf mich zu, Schiefer und ein Mann mit blau-grün karierter Krawatte flogen zur Tür herein und wieder heraus und schrien: Wir sagen nichts. Wir sagen nichts. Ich geriet in Schieflage, dann ins Fallen, mein Magen kippte. Mal wie Malaise kam mir in den Sinn. Von irgendwoher kam ein Waschbecken, ich hörte ein Plopp, es tat weh, mir wurde schwarz vor Augen. Mein letzter Gedanke, bevor ich aufschlug: Beide Lehrer. Das war die Lösung. Ich war selig.

Die Sonne stand bereits im Zenit, als ich aufwachte. Mein Kopf dröhnte, der ganze Körper schmerzte vom Liegen auf dem harten Boden und dennoch spürte ich eine Euphorie in mir, wie ich sie schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Schiefer und Theo Mal waren beide Lehrer und heute war der Tag, an dem ich Schiefers Leben eine neue Richtung geben würde. Ich riss die Fenster auf, entsorgte die leeren Flaschen und den Papiermüll, saugte die Zimmer und bezog das Bett mit frischer Bettwäsche. Danach ging ich ins Bad, wusch und rasierte mich. Ich zog meinen besten Anzug an, einen dunkelblauen aus Schurwolle. Die rote Krawatte band ich mit einem Windsorknoten. Ich fühlte förmlich, wie das Blut durch meine Adern pulsierte. Die Brust war breit, der Rücken gestreckt. Jetzt konnten die Dinge sich ändern.

Es war Spätnachmittag, als ich bei Schiefer klingelte. Er stand im Treppenhaus, trug seinen blauweiß gestreiften Pyjama und sah aus, als wäre er in der Nacht gegen mehrere Türen gelaufen. Wenn sich dieser Anblick Theo Mal geboten haben sollte, war es ein Akt von Höflichkeit, dass er geschwiegen hatte. Ein Wunder, dass er überhaupt die Wohnung betreten hatte.

Ich packte Schiefer bei den Schultern und schob ihn zurück in die Wohnung. Ein beißender Geruch von Schweiß und Alkohol schlug mir entgegen. In einem Tonfall, der Aufbruchsstimmung vermitteln sollte, sagte ich: Heute wird alles anders. Schiefer gähnte.

Mir fiel auf, dass ich zum ersten Mal in Schiefers Wohnung war, obwohl ich sonst oft Einblick in fremde Wohnungen nahm. Immer empfand ich sie als Spiegelbild seelischer Abgründe. An den Möbeln, den Bildern, den Pflanzen, der Zahl der Kaffeetassen, dem Inhalt des Kühlschranks, dem Platz des Fernsehers, den Plätzen, an denen sich der Staub sammelte, waren Verzweiflung, Verbitterung, Naivität, Unverfrorenheit und Dummheit in einer Deutlichkeit zu erkennen, die irgendwann jede Neugier zum Verdruss werden ließ. Vielleicht, dachte ich, hatte ich unsere Beziehung intuitiv so gelenkt, dass die Treffen immer bei mir stattfanden, weil ich mich davor fürchtete, mit der Sichtbarkeit von Schiefers Elend konfrontiert zu werden. Nun war ich verwundert, in Schiefers Flur einen Kronleuchter zu entdecken, der eine Bürgerlichkeit repräsentierte, die ich Schiefer nicht mehr zugebilligt hatte. Vom Flur aus gingen mehrere Türen nach links und rechts ab. Im Flur selbst stand eine hüfthohe Holzkommode. Darauf mehrere lose Zettel, ein Wecker und ein Telefon. Ich schob Schiefer vor mir her, bis zu einer Tür, auf der ein altes Emaille-Schild angebracht war. Es sah aus, als stammte es aus einer Jugendherberge, und trug das Wort Waschraum. Ich öffnete die Tür, stieß Schiefer hinein, der bereitwillig vorwärtsstolperte, als könnte er sich vorstellen, dass alles anders und besser würde, wenn er sich einfach treiben ließ. Ich stellte das Wasser in der Dusche an und sagte: In zwanzig Minuten geduscht und rasiert, wir haben was vor.

Du siehst aus wie dieser Theo Maledingsbums, sagte Schiefer mit Blick auf meinen Anzug. Willst du dich auch um das Zimmer bewerben?

Mach dich frisch, sagte ich und schloss die Tür.

Die Wohnung machte einen für mich unerwartet aufgeräumten und gepflegten Eindruck, nichts war in irgendeine Ecke gestellt, wo es darauf wartete, verräumt zu werden, keine Spinnweben waren zu entdecken, auf den Blättern des Hibiskus im Wohnzimmer lag kein Staub und sogar der Kronleuchter im Flur war abgestaubt.

Das Zimmer, das Schiefer vermieten wollte, war komplett leer geräumt, nur an der Decke hing eine nackte Glühbirne. Die Wände waren weiß, vielleicht sogar frisch gestrichen. Ein kirschholzbrauner Parkettboden verlieh dem Zimmer eine angenehm warme Atmosphäre. Nach Süden und Westen hin gab es zwei große Fenster, die auch im Winter für genügend Helligkeit sorgen würden. Von dem Zimmer führte eine Tür ab in ein weiteres Zimmer. Die Tür war zugeschlossen. Auch die Tür, die vom Flur aus in dieses Zimmer führte, war abgeschlossen. Schiefer hatte nicht wissen können, dass ich auftauchte. Was konnte es geben, dass er vor sich selbst verschließen musste?

Auf dem Küchentisch stand eine fast leere Flasche Rotwein, kein Glas. Im Kühlschrank befanden sich eine offene Packung Toastbrot, Butter, ein bisschen Käse, Joghurt, vier Eier, zwei Tetrapak Orangensaft, das Gemüsefach war leer. Auf der Spülablage gespültes Geschirr, kein Glas. Über der Spüle hing eine Bahnhofsuhr, der Sekundenzeiger tickte laut. Der Wasserhahn tropfte. Ich zählte die Sekunden. Schiefer hatte nicht gelogen. Alle fünfzehn Sekunden machte es Plopp.

Auf dem Kühlschrank ein Radiowecker. Die Uhrzeit in roten Leuchtziffern.