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Daniela Danz

V

Gedichte

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Die Autorin dankt dem Land Thüringen

Bibliografische Information der Deutschen

© Wallstein Verlag, Göttingen 2014

Wenn du eine Wand einreißt, dann musst du
den Raum vor Augen haben, den du damit
schaffst, nicht den Dreck, den du damit machst.

Heiner Bauer

1973-2011

DAS IST DAS LAND VON DEM MAN SAGT

dass alles hier aufhört und alles anfängt

das sind die Dörfer die im Schlaf

über mich kriechen mit schweren Sockeln

der Kirchen und bellenden Hunden

das sind die Dörfer in deren Leere

ich morgens stehe wenn ich erwache

das ist der Tau zu dem ich den Durst

noch am Abend verspürt habe

das ist das Land der kalten Dörfer

das sind die bellenden Dörfer

die sagen: wie lebst du bequem

während wir dreimal aufhören

und einmal den Anfang nicht finden

das bin ich unter der Decke

der wimmernde Hund geht nachts

durch die Dörfer seine Füße laufen

im Schlaf auf der kalten Straße

getrieben vom Gekläff der Meute

das ist das leere Land das mich

morgens bekniet und abends verbellt

das ist im Schlaf ein Dorn und da

habe ich auch die Zeit gesehen

als die Dörfer sich über mich

schleppten – sie sah nach nichts aus

aber der Zug von Nachsicht um

ihre Mundwinkel zeichnete sie aus

vor allen Gestalten des Traums:

du bist nicht gekommen sagte sie

Herbst und Mahd und einen

Kirmesburschen habe ich dir geschickt

aber du wolltest umkehren

principium

Vaterland heißt in eigentlichem und genauerm Verstande derjenige Ort, woselbst jemand gebohren worden und das Licht der Welt erblicket hat. Sonst aber und ausserdem wird dieses Wort auch gar öffters demjenigen Orte beygeleget, allwo jemand seine wesentliche Wohnung und das Bürger-Recht erlanget hat. Man hälts insgemein dafür, daß dem Menschen von Natur eine Liebe gegen sein Vaterland eingepflantzet sey, und daß in Krafft solcher Liebe er seinem Vaterlande, da ihm zumahl die erste Lufft, Nahrung und Erziehung gegeben, mit gar besondern Pflichten verbunden sey.

Zedlers Universallexikon

DIE HELDEN