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Gabriele Kögl
Auf Fett Sieben

Roman

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Für Josepha und Gabriel

My life is the most fucking Event! War das von mir, oder hatt ich das von wo? Mir auch scheißegal, Hauptsache abgefahren. Neue Generation und neuer Ton und so. Meine Mutter zog sich das rein wie andere den frischen Schnee. Und wenn ich sagte, hey Mann, scheiß auf diesen fucking neuen Ton, sagte sie, hey Frau, wie redest du mit mir?

Ich meine, die hätte ja auch mit mir, aber immer redete ich nur mit ihr. Sie legte mir nur ihre Streberburgziegel hin und sagte, lies das, verdammt noch mal.

Warum sollte ich, sagte ich, da könnt ich gleich fett mit mir selber. Und sie hätte mit mir, wenn sie den neuen Ton. Machte sie aber nicht. Die zog sich lieber diesen ganzen Superfeuchtmängeloverkill rein und schrieb dann drüber. Das Zeug lag bei uns rum wie woanders die weißen Tüten. Meine Mutter war echt süchtig drauf. Frischfleischliteratur, sagte sie. Frischluftliteratur, ich. Päderastie für Intellektuelle, ich.

Eines wollt ich mir mal, damit ich dann mit ihr reden. Dieses rosarote Pflasterheft von dieser Bakterienachselterrortante mit dem Zahn, der ihr fehlte. Die hatt ich mal zufällig beim Zappen, als sie ohne Zahn bei diesem Nachtschweißonkel, ich weiß gar nicht, ob es den noch gibt, das war der, der so tat, als hätt er was drauf mit seinem Na-schnallst-du-mich-auch-total-Tick. Das war der mit dem D-Mark-Humor, so friedhof waren seine Jokes. Hatte ich nur nicht weg, weil diese Tante mit den Slipeinlagen unter den Achseln, oder keine Slipeinlagen, war mir auch so was von schimmel, also die war dort, und die hatte echt steil den Zahn raus, der ihr gefehlt. Und das war extrem grindig, ich meine, Löcher, ja, in jeder Werbung und in jedem Porno, aber so mitten im Gesicht, das war wie herausgefickt. Hatte mich total an Berta. Die hat sich für den Fummelbunker ein Neckholder-Top, und da war von einem Autounfall eine Narbe auf dem Rücken, die ist quer über die Schulterblätter, das hat so steil, ein Tatoo ist ein Makeup dagegen. Die Jungs sind echt abgefahren auf diesen Schnitt. Aber bei diesem Unfall hatte sie sich die Wachstumsfuge und seitdem ist sie keinen Zentimeter mehr, und ich habe gehört, das könne auch passieren, wenn man sich den Knöchel verknackst. Dabei wollt ich noch ein paar Zentimeter zulegen, zumindest bei den Beinen, da braucht man es endlos lang, für ein ausgewachsenes Selbstbewusstsein, aber für die Disco musste ich Stöckelschuhe, sonst ließen die mich nicht rein, weil ich zu jung, und dann war ich gleich zweimal damit umgeknickt und hatte voll den Knacks ab, dass ich nochmals mit den Dingern, und dass ich dann vielleicht auch nicht mehr wachse, so wie Berta, die echt zu untergroß für ihr Alter.

Aber wenigstens hatte sie diese Superverletzung, mit der sie total steil, auch wenn sie nicht so groß, und so eine richtig schöne Verletzung, die hatte schon was, wenn jeder sagte, wie abgefahren, so ein zerstückelter Rücken. Und dann verstand ich auch, warum wir uns einen Hurt machen mussten, wenn wir keinen natürlichen. Blechpickel und so. Die taten arschweh, aber wenn du einen richtig guten Spruch zu deinen Abschleppösen, dann kam das schon verdammt gut.

Ist ja cool, wenn dich deine Alte in Ruhe lässt mit deiner Sprache, wenn sie nicht dauernd dran rummotzt und dich zutextet mit ihrem Kompostislang, sagte Berta. Wenn sie lieber an dem neuen Ton herumliest, statt ständig an deinem Ton rumzunörgeln.

Berta konnte leicht reden, die hatte noch eine richtige Erzeugerfraktion, ich meine, nicht eine Mutter da, einen Vater dort, und die lasen das hippe Zeug auch nicht. Berta hatte ganz schön scheißnormale Ellis, die sagten, furchtbar, heutige Jugend und so. Aber wenn ich in meinen Schulaufsätzen schrieb, was meine Mutter täglich so an Youngster-Büchern las, fand Berta das weltig. Und ich hatte auch gesehen, wie sich meine Mam diesen Roadkill reingezogen, totale Asphaltdecoliteratur, und ich hab da mal rein und mir gedacht, gegen die hast du nie eine Chance, im Vergleich zu ihren Härtefallellis hast du ja eine total erdige Erzeugerfraktion.

In der Deutschschularbeit mussten wir schreiben, ob wir für Tatoos, Piercings und so. Und ich hatte mir gedacht, wenn die Germanistis so abfahren drauf, dann hau ich auch mal ordentlich rein und hab geschrieben, natürlich bin ich pro, damit die Frauen Löcher haben, die noch von keinem Schwanz gestopft.

Und dann musste meine Mam in die Schule, weil das dem Lehrer zu krass. Und das war mir zu krass, denn er sah nicht wie ein Spießer aus. Und ich hab gesagt, ist mir auch zu krass, was meine Mutter so liest von Sechzehnjährigen, und dass es richtig peinlich, wie sie abfährt darauf. Und dann auch noch darüber schreibt und wie die Jugend so, aber vor dem Prof hatte sie getan, als wüsste sie nicht, wie ich zu solchen Sätzen, und ich hatte echt nicht die Krise und hab gesagt, das liegt doch bei dir rum, Mam, und sie hat dann voll getan, als wüsste sie nicht, wovon ich rede, und zu Hause hatte sie gesagt, dass sie den Satz total in Ordnung, aber alles andere sei leider Mist, darum hat sie meine Erörterung nicht verteidigt. Sie hatte gesagt, sie hätte gern mehr solche Sätze, aber die müssten in einem Zusammenhang, dann könnte was werden daraus. Aber woher sollte ich Zusammenhang, ich wusste von Berta, dass sie schon seit drei Monaten einen Steeve, und dass sie noch immer nicht mit ihm. So viel zur Jugend von heute und diesem gestrigen Scheiß. Aber eines war richtig gut, hatt ich angefangen und konnt ich nicht mehr aufhören, hieß Relax, allein der Titel war schon chillig, das hatte meine Mam so offen hin, damit ich reinschau, genau auf Seite hundertsiebenundvierzig, da hatte sie es auf, beim Frühstück, und meine schwarze Sonnenbrille hatte sie darauf, damit es nicht zufällt, war ein Taschenbuch, das fällt gleich zu, wenn man es nicht ständig offen, oder es verblättert sich, und da stand krass, meine rechte Hand riecht echt nach Muschi. Da könnt ich endlos dran riechen. Natürlich wusste meine Mam, wenn ich da einen Blick, musste ich weiter, und dann hatte ich weitergelesen und da kam eine vor, die hatte echt die Welt. Die wollte auswandern nach Afrika, weil die Menschen dort viel reifer, hat sie gesagt, und die Orangen brauchen doch auch Sonne, damit sie reif, und dann wollte sie nach Amazonien. Und ihre Freundin hat gesagt, dass der Amazonas nicht in Afrika, sondern in Südamerika, und dann hat die, die auswandern wollte, ihren Atlas genommen, und da stand auch drin, dass der Amazonas in Südamerika. Die Kleine hatte es aber anders gelernt, und sie hat dann einen Stift genommen und Nil durchgestrichen und Amazonas darüber und sie hat gesagt, das ist jetzt der einzige Atlas auf der Welt, wo das richtig drin steht. Das war total abgefahren. Ich meine, die Kleine hatte die Welt verändert.

An diesem Sonntag war es noch sonntager als sonst. Mein Clearasil-Testgelände hatte ich schon ein paar Mal gecruist. Der Raum hinter den Nägeln der Zeigefinger war voll mit Blut und Eiter. Ich schimmelte schon die längste Zeit vor mich hin und hatte ein Riesenboreout. Ich ging mal in den Blog, vielleicht hole ich mir dort was für die nächste Erörterung runter. Oder nein, ich ging lieber gleich zu den Blogklauern und klaute ihnen was weg. Kugelblitzliteratur kam total gut. Da brauchte man nur meine Mam fragen. Was passiert eigentlich, wenn man Text von den Textklauern? Das machen wir doch die ganze Zeit, oder? Was passiert, wenn man von den Klauern nur jene Texte, die sie geklaut?

Das müsste so ähnlich, wie wenn ich ein Bild kaufe von einem, der das Bild gestohlen. Bin ich dann auch Dieb oder nur Mitdieb oder Garnichtdieb, weil ich nicht weiß, dass das Bild gezappzarappt? Und ist das dann kaufen, klauen oder klaufen?

Wenn Klauen nicht so langweilig. Ich schaute mal in Facebook rein, wer online. Hier hingen alle im Netz rum und schrieben sich aus der Langeweile raus. Ich sage nur: Monotonieintoleranz. Die hatten alle eine Monotonieintoleranz. Berta war auch drin. Warum war die in Facebook und verdammt nicht bei ihrem Steeve? Dafür hat man doch einen, dass man am Sonntag nicht onlinen muss, oder?

Und ich sollte eine Buchbesprechung über Die Blechtrommel von so einem Grass oder wie der Joint hieß. Klar hätt ich Mam fragen, ob sie mir half. Aber wenn die fertig wäre mit dem Erklären, wollte ich das Zeug längst gemeißelt. War reinste Schwerarbeit, dieser Gruftislang, hatte mehr Seiten als ich überhaupt zählen konnte. Ich meine, der schrieb so schillingmäßig, nein, der war Deutscher, also D-Markmäßig langatmig, als würd er mit jedem Satz fürs Tiefseetauchen üben, und so in ganzen Sätzen, das verhaut einem total die Sprache. Dann konnte ich tagelang nicht gescheit smsen. Dann schrieb ich nichts statt nix und haute so komische, lange Sätze rein, und alle dachten, mein Laufwerk sei kaputt oder was, und eigentlich war es das auch, nach so einer Gehirnwindungsorgie. Ich meine, da muss man echt aufpassen, was man liest, das geht total auf die Sprache und haut sie komplett. Und ich musste sowieso aufpassen, bei der Streberburg, in der meine Mutter lebte, dass ich mir das nicht alles unbewusst reinzog irgendwie. Und dann würd ich vielleicht so eine verstaubte Büchermamsell wie sie und schnallte es nicht einmal.

Zum Glück hatt ich eine Kratze. Heidi. Meine Mam dachte, voll süß, die habe ich bestimmt nach der Schweizerheidi, die mit dem Geißenpeter in den Bergen gejodelt und gemolken, bei ihrem Neunzig-Grad-Opa, der so krumm gegangen, als er alt war. Hatt ich natürlich nicht, eh klar, war in der Zeit, als ich mir noch Germany’s next topmodel reingezogen, total peinlich jetzt, dieser Zickenquatsch mit den Zickenkriegen und so, aber ich konnte Heidi deshalb nicht einfach einen neuen Namen. Also man muss da echt aufpassen. Mich hatte es auch voll erwischt. Iphigenie! So heißt kein Mensch. Aber meine Mutter musste allen zeigen, dass sie es mit der Literatur. Und mein Vater sagte immer nur Phigie zu mir. Und meine Freunde sagten es auch.

Heidi war eine richtige Sonntagskatze, denn am Sonntag machte ich am meisten mit ihr. Eigentlich wollten meine Ellis keinen Stubentiger. Wegen der wer-wer-wer-Fragen. Wer würde füttern, wer würde die Kiste sauber und wer würde sich um sie kümmern, wenn wir nicht da. Alles klassisch. Bei der Scheidung hatte ich dann klare Meinung gemacht und gesagt: Ich bleibe bei dem, der mir eine Katze. Punkt. Mein Vater wusste nicht, ob das ginge, wegen der neuen Bude mit der Dachterrasse und so. Meine Mutter hat sofort zugeschlagen. Und dann schlief Heidi bei ihr im Bett, dort, wo vorher Papa. Ich fand, Heidi ersetzte meinen Vater bei meiner Mutter total. Die war echt verknallt in Heidi. Von wegen Kiste und Fressen geben, eh klar, wer das machte, hätt ich ihr auch vorher sagen. Manchmal dachte ich, Eltern haben überhaupt keinen Blick nach vorne. Die haben so was von keinen Schimmer, was ihre Kinder tun, sie hecheln immer nur hinter dem her, was grad so passiert.

Heidi und meine Mutter waren lesbisch. Also, wenn Heidi auch noch lesen könnte, dann wär die Welt für meine Mutter perfekt. Meistens setzte sich Heidi aber nur auf das Buch, das meine Mam gerade las und schaute mit einem Blick: Wer ist wichtiger? Das Buch oder ich? Und dann küssten sie einander, und wenn Heidi meiner Mam das Gesicht abschleckte, war ich mir nicht sicher, ob meine Mam nicht auch das Gesicht von Heidi. Und manchmal klebten ihr die Haare von Heidi richtig um den Mund rum, als hätte sie heimlich Katzenfell gemampft.

Heidi mochte nicht, dass man sie streichelte, wenn sie schlief. Aber manchmal war es ihr auch egal, oder sie kam angetrampelt und biss mir die Zehe ab. Und das am Sonntagmorgen, wenn ich ausschlafen wollte, weil ich erst spät ins Bett, weil das Event im Volksgarten so lange, und mir brannten die Füße, weil ich die halbe Nacht auf glühenden Kohlen. Das kam von den High Heels, die ich brauchte, damit ich reinkam in den Bunker, weil die sonst einen Ausweis glubschten, und früher mal hatte man einen Schülerausweis über das Internet fälschen, aber das wussten die irgendwann und schauten keine Schülerausweise mehr an, man musste den Reisepass, wenn man zu jung. Und wer zu jung, hatte natürlich keinen dabei, und deshalb High Heels ohne Ende. Einmal hatt ich es in der Schule versucht. Ich hab im Schülerausweisantrag mein Geburtsdatum um zwei Jährchen vorverlegt. Aber die haben mir dann gar keinen Ausweis, sie haben gesagt, dass sie niemanden mit diesem Namen und mit diesem Geburtsdatum im System. Mensch, hab ich gesagt, ich bin nicht im System. Das ist super. Ich wollte auch nicht ins System. Und als ich noch unter vierzehn, hab ich mir gedacht, okay, wenn das nach oben nicht geht mit dem Alter, dann kannst du es vielleicht nach unten. Und ich bin mit Berta Zug, und die war damals schon vierzehn, aber ich noch nicht, und wir hatten beide eine Halbpreiskarte, die nur bis vierzehn galt, und als der Schaffner, habe ich mein Ticket gezückt und er hat gefragt, wie alt bist du, und ich habe gesagt, äh … vierzehn, äh, nein, dreizehn, dann hat er meinen Ausweis und da hat er gesehen, dass ich noch nicht vierzehn und dann hat er Berta gar nicht mehr nach ihrem Ausweis gefragt.

Mit High Heels merkt man erst, wie klein die anderen, weil man dann selber so groß. Da schaute ich zum Beispiel runter auf meine kleine Mutti und sagte, hey, wer bist denn du, du kleine Schnalle du. Nein, Schnalle sagte ich nicht, das dachte ich mir nur, weil da hätte sie mir eine, obwohl sie mir noch nie eine, so richtig. Immer nur ansatzweise, so aufgerieben und weggestoßen, wenn sie nicht gut drauf. Aber ich hatte auch nie Schnalle zu ihr.

Wenn ich da oben stand auf Fett sieben mit meinen Zentimetern und runterschaute auf die kleine Schnullenzieherin, da hätt ich schon gerne Schnalle. Es sah überhaupt alles anders aus, von da oben, auch wenn die Hufe scheißweh taten nach einiger Zeit. Aber da muss man durch, wenn man etwas will, solange man jung. Berta zum Beispiel, die erlebte schon was. Die hatte nicht nur extrem krasse Heels, die hatte auch eine eigene Bude bekommen, nebenan, mit einer Verbindungstür zur Wohnung ihrer Erzeuger. Sie hat gesagt, sie braucht Platz, damit sie sich entfalten und da kann sie auch jemanden mitbringen aus dem Fummelbunker und manchmal bringt sie auch jemanden mit, hat sie gesagt, und dann alken sie, Jägermeister und solches Zeug, so richtig, bis sie betrunken und nicht mehr wissen, was sie tun. Und ich habe sie gefragt, was sie dann täten, wenn sie nicht mehr wüssten, was sie tun, und sie hat gesagt, weiß ich doch nicht, das ist ja das Geile an dem Saufen, dass man nicht mehr weiß, was man tut. Und ich wollte wissen, was mit ihrer Wachstumsfuge, wenn sie die dauernd verletzt, mit Rauchen und Saufen und Heels und so, und sie hat gemeint, erstens hab ich sie mir schon verletzt, zweitens, scheiß auf die Wachstumsfuge, sonst ist das Leben vorbei, bevor es noch richtig losgegangen.

Ich hätt echt gern die H&M-Aktien aufgepitcht, aber damit konnt ich mich am Sonntag brausen. Da halfen nicht einmal die fünfzig Euro Taschengeldprämie extra vom Oldie, damit ich meiner Mam nichts sagte, weil ich ihn mit meinem Ritzenputzer, so peinlich, und dann sein Kabel in meinem Tanga, so was von grindig. Aber am Sonntag ging gar nix, ich zog mir einen Porno rein, damit ich sah, was ich draufhaben müsste, wenn es richtig losging. Ich meine, ich wollte ja nicht wie eine totale Nullcheckerin, da wär ich voll das Opfer, wenn ich nicht wüsste, wie. Ich ging mal auf porn free videos, da wurde überall simultan an irgendwelchen Rüsseln, da war nirgends ein Mann dran, echt eklig, da kriegte ich schon bei den Fotos einen Bogenhusten. Dann klickte ich rein, wo eine Frau auf dem Foto, und ein Mann griff ihr unter den Rock. Fing ich doch mal damit an. Der Mann schob ihr den Finger von hinten in die Muschi und wieder raus, und rein und raus. Dann steckte er ihr den Finger in den Mund und sie tat, als würde sie das total lecker, und sie gab so Geräusche von sich wie bei der Joghurtwerbung, oder wie bei diesen Knusperröllchen, keine Ahnung, wie sie heißen. Dann schob er seinen Schwanz hinterher und sagte auf Englisch, wie gut sie sich ficken lasse, you are a good fuck, a good fuck oder so, und bevor er kam, drehte er sie um und steckte ihr den Schwanz in den Mund. Sie tat wieder oh oh oh, wie in der Werbung, und er sagte, wie gut sein Sperma, und ob es ihr auch wirklich schmeckt. Sie nickte und spuckte es seitlich aus. Darauf wurde der Typ wütend und schrie: You don’t like my sperm? Ha? You don’t like my sperm?

Ich dachte, was kommt jetzt, der ist so wütend, knallt er ihr gleich eine? Sie lächelte und sagte, dass sie es möge, aber sie hätte sich verkutzt, und deshalb könnte sie es nicht schlucken. Der Mann beruhigte sich etwas, er gab ihr einen Geldschein, den sie schnell wegsteckte. Dann lächelte sie noch einmal und fragte, ob er ein Taschentuch. Sie wischte sich den Mund, spuckte noch ein paar Mal und lächelte wieder und sagte: Thank you.

Und ich dachte, nein, danke, die hat nicht wirklich Spaß gehabt, und ihr hat das Sperma gar nicht so gut. Und ich fand es ziemlich scheiße, wenn ich das alles tun müsste. Denn wenn man mit den Typen nicht bald einmal, dann hauen sie ab wie ein free mail, das man nicht oft genug bedient.

Und der Steeve von Berta hatte auch gesagt, wenn sie jetzt nicht bald, er habe lang genug gewartet. Und deshalb nahm sie die Pille. Und wenn ich mir vorstellte, dass der Typ seinen Lachs reinhängt, ich meine, das ginge ja noch, dafür ist man irgendwie gebaut, das hält man irgendwie aus, aber was, wenn er als Nächstes will, dass er in ihrem Mund ablaichen kann, das Sperma überall im Mund, und wenn sie es nicht schluckt, sagt er, Mann, wenn du es nicht tust, dann verlass ich dich, ich habe lange genug darauf gewartet. Ich meine, wo hört das denn auf, wenn man alles tun muss, damit einen so ein Scheißtyp nicht verlässt. Da ist es dann auch kein Wunder, dass die Frauen nur bei ihren Typen bleiben, bis sie schwanger, und sich dann scheiden, weil sie genug haben von der ganzen Kacke.

Und da gab es ganz Perverse, die wollten den Schwanz nur in den Arsch, und wie weh das tut, kann man sich vorstellen, wenn man einmal harte Kacke, die presst einem fast den Darm aus dem Körper und man glaubt, es platzt einem der Schlauch. Und dann frisst man vielleicht auch noch das ganze Pillenzeug, die Hormone und so, und der Körper stellt das Wachsen ein, weil er eine Schwangerschaft vorspielt, und dann will der Typ vielleicht doch nur den Arsch. Und dann hat man das Zeug umsonst, und man ist umsonst nicht mehr gewachsen und dann hat man vielleicht überhaupt bald genug von dem Typen, und alles war umsonst, worauf man verzichtet, dass man gerne größer geworden und dass man keinen ausgeleierten Arsch, und dann hat man Sperma gefressen, obwohl man es zum Kotzen, und man findet dann vielleicht überhaupt alles zum Reihern, was weiß ist und was flüssig, weil es einen an Sperma, das man nie mehr für irgendeinen Typen in den Mund.

Am Dienstag hatten wir Deutsch. Ich machte immer Bauchübungen, damit ich was Sinnvolles, während mir diese sinnlose Zeit am Arsch vorbeiging. Ich streckte die Beine aus und hob sie an, so lange, bis der Bauch zitterte, das gab einen vollen Sixpack, wenn ich es in der Stunde ein paar Mal. Der Kreidekratzer da vorne laberte uns. Voll sinnlos. Wir mussten ein Minireferat halten, zur These: Angesichts der großen Probleme in der Welt sollte man im Deutschunterricht mehr Sachtexte behandeln als Literatur.

Mir war das so was von schnuppe, und darum hatte ich meine Mam gebeten, ob sie mir dabei hilft. Und sie hat als Erstes gefragt, ob ich das auch meine, und ich habe gefragt, was meine, und sie hat gesagt, na das, was die These besagt, und ich habe gesagt, klar meine ich es, weil ich nix falsch machen wollte, und dann war es total daneben, weil sie das nicht gemeint, und sie hat gesagt, sie könne mir nur helfen, wenn ich nicht dieser Meinung. Und ich habe gedacht, oke, oke, ich will so schnell wie möglich zu How I Met Your Mother und habe getextet, oke, ich bin nicht dieser Meinung, und das war nicht mal gelogen, weil ich keine Meinung dazu, weil ich nur eine Meinung zu How I Met Your Mother hatte, weil das die geilste Serie, die je gemacht, und ich wollte den Scheiß für Deutsch doch nur schnell fertig kriegen, wenn möglich sofort, am liebsten soforter, und ganz ohne meine Meinung. So war ich total auf nett und habe meinen interessierten Blick, den hatt ich echt drauf, wenn es um was ging, und meine Mam hat ihre Argumente gesabbert, warum sie das nicht gut findet, und ich habe brav mit, dass Literatur auch die Probleme der Welt behandelt, dass die Probleme am Individuum abgehandelt würden und dadurch besser verständlich wären, und dass es mehr Spaß mache, Literatur zu lesen als Sachtexte.

Ich habe quasi alles mitgemeißelt, was meine Mam mir hat, und ich habe mir gedacht, wenn sie das so sagt, würd es schon oke, und auf die letzte Schularbeit hatte ich eine Themenverfehlung, deshalb hätt ich einen Streberstrich auf die Arbeit super gebrauchen. Und dann, als wir das Gemeißel vortragen mussten in der Schule, hatten alle etwas anderes als ich. Alle waren für die These, nur ich nicht. Weil wir für die These sein mussten, und während die anderen geredet, musste ich wild wie eine Übercheckerin alles noch einmal meißeln, damit ich auch für und nicht wie meine Scheißalte gegen diese These schwafeln konnte.

Als ich heim, sagte ich ihr, dass wieder einmal alles falsch gewesen sei, was sie mit mir gemacht habe, und sie hat gesagt: Hauptsache, der Konjunktiv stimmt.

Ich referierte ihr, dass wir für die These sein mussten, und nicht dagegen, da flippte sie total und schrie mich an: Man kann nicht gegen seine Überzeugung für eine These sein. Eine These ist nichts als eine Behauptung, sie ist durch nichts bewiesen, und so wie es aussieht, will er ein Milgram-Experiment mit euch machen.

Was bitte ist ein Milgram-Experiment?, fragte ich und fand ihre Hysterie schon etwas beängstigend.

Stell dir vor, schrie sie weiter, das nächste Mal sagt er, ihr müsst zur These: ›Todesstrafe ist angesichts der vielen Straftaten die bessere Lösung‹ Argumente finden. Das endet in NLP.

Was zum Teufel ist NLP?, fragte ich weiter.

Die Alte schrie nur mehr in Rätseln mit mir herum, und dabei war sie es, die meine Aufgabe nicht gecheckt.

Außerdem, brüllte sie weiter, musste ich niemals im Leben in keiner einzigen Erörterung eine Meinung gegen meinen Willen vertreten.

Die war total übergeschnappt, ich hatte keine Ahnung, wie ich sie runterholen.

Mann, sagte ich, chill down, geh bei Grün, hier geht es doch um nichts. Das ist nur eine Redeübung.

Hier geht es um eine Lebenshaltung, fauchte sie mich, hier geht es um alles andere als um nichts!

Am Donnerstag war ich bei meinem Oldie. Eigentlich ging ich gern zu ihm. Er hatte eine Dachterrassenwohnung mit einem Marihuanastrauch darauf. Das fanden meine Freunde ziemlich cool, wenn mein Alter einen Joint drehte und mit mir kiffte. Kompostis, die Koks ziehen und Tabletten schieben, das hatten viele zu Hause, aber eine Mumie, so richtig alt wie ein Schilling, mit Pflanzen darauf und Paper drehen, das war so megaout, dass es schon wieder in. Und wenn ich erzählte, dass der Alte immer wieder mal eine mit mir dreht, und wir sitzen da und halten das Ding total auf Profi, mit Daumen und Zeigefinger, er schiebt Jim Morrison in den Player, Come on Baby, light my fire, wir sitzen auf dem Boden der Dachterrasse und scannen die Dächer der City, während der Mond sich wie ein horizontal benachteiligter Mumienprolo über die Kamine schiebt, das hatte schon was. Und wenn ich einen Steeve mitbrachte, und mein Alter baute für uns drei so eine Kanone, da war es schon galaktisch, mit so einem durchgeknallten Vater. Und ich weiß heute noch nicht genau, wann das kippte.

Eigentlich wollt ich nur schnell rein und meine Jeansjacke, die ich seit dem letzten Sommer dort geparkt. Auf ihn hatte ich total keine Lust, hatte ich öfters nicht. Ich wollte mit Berta und den anderen auf eine H&M-Orgie und dann auf einen Latte mit Vanille und Zimt ins Starbucks. Ich hatte keinen Bock auf zeitintensives Höflichkeitsgelaber, und für H&M hätt er mir sowieso keine Kohle, weil H&M die Menschen der Dritten Welt ausbeutet, wie er sagte, und er gab mir nur Schotter, wenn ich zu Benetton, aber Benetton war sauteuer, da kriegte ich bei Hasi & Mausi drei dafür. Außerdem war das total peinlich, wenn die anderen H&M und ich Benetton, das war total schwul, ein absolutes no go.

Da musst du Flagge zeigen, sagte der Alte, er hob den Arm wie die Vierlagige auf dem Bild mit der Fahne bei der Französischen Revolution, und dann sagte er: United Colors of Benetton.

Aber ich hatte keinen Bock auf Revolution und habe die Tür leise aufgesperrt, damit er mich nicht hörte. Er saß sowieso den ganzen Tag an seinem Computer und spielte den Tastenhengst, er machte mit seinen Aktien rum, mit denen er nichts verdiente. Zumindest wenn meine Mam ihn anrief, behauptete er es, wenn er wieder mal nicht überwiesen. Früher war er mal Unternehmensberater, da hatte er echt Kohle, indem er bei den anderen alles rationalisiert. Aber irgendwann hatte er sich wohl selber wegrationalisiert und ab dann beriet er nur mehr sich selber. Er ist total geläutert, sagte er, und handelt nur mit nachhaltigen Aktien. Aber wenn er dabei keine Kohle mehr, fragte ich mich, was wohl aus den Firmen geworden, die er beraten.

Ich schlich mich rein, das Wohnzimmer, in dem er auch arbeitete, lag sowieso auf der anderen Seite, ich wollte nur schnell in mein Zimmer, und als ich die Tür total leise auf, stand er in meinem Zimmer, vor meinem Spiegel und hatte meine Klamotten an.

Ich blieb stehen und konnte nur mehr glotzen. Und er sah mich, und endlich hörte er auf, mit seinem fetten Arsch zu wackeln, der in meinem Ritzenflitzer steckte. Er starrte mich an. Er hatte aufgepitchte Lippen und einen Lidstrich unter der Guckausrüstung, und ich dachte, scheiße, dein Vater ist eine Transe, und du hast es all die Jahre nicht bemerkt.

Das musste ich echt verdauen. Mir fiel im Augenblick gar nichts zu dem Typen ein, ich dachte nur, diesen Tanga kannst du vergessen, und den Push-up auch. Ich meine, ich zieh doch nichts mehr an, wo der Alte sein Alimentekabel drin gehabt und seine ausgeleierten Titten. Und wahrscheinlich kann ich gar nichts mehr anziehen von dem Zeug, das ich bei ihm gelassen, weil er vielleicht überall seine Eier oder seinen Schwanz daran gerieben. Wenn er sich wenigstens seine eigenen Dessous, aber dazu war er zu gierig, der dachte sich wohl, wenn er ab und zu ein paar Alimente rüberschiebt, kann er sich ab und zu auch was von dem Zeug seiner Kleinen.

Ich meine, was tut man mit so einem Oldie? Das kann man nicht einmal jemandem erzählen, so peinlich, wie das ist. Und wenn ich es der Alten sage, knallt die sowieso durch und zeigt ihn an, und dann muss ich vielleicht noch als Zeugin gegen ihn vor Gericht, damit ich nicht mehr zu ihm darf, nein danke, keinen Bock auf so was. Hatten wir schon.