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Noëlle Revaz

Efina

Roman

 

Aus dem Französischen
von Andreas Münzner

 

 

 

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Originaltitel:

Noëlle Revaz: Efina

© Editions Gallimard, Paris, 2009

 

Die Übersetzung wurde gefördert
von der Stiftung Pro Helvetia.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© Wallstein Verlag, Göttingen 2019

www.wallstein-verlag.de

Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf

ISBN (Print) 978-3-8353-3560-8

ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-4411-2

ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-4412-9

Inhalt

Efina

Impressum

 

 

 

Eine junge Frau, eines Donnerstags, im Theater. Auf der Bühne sieht sie zwei Männer, zwei Figuren, die immer abwechselnd auftreten. Die eine mit einem Bauch, ein Gauner. Die andere schlank und zurückhaltend, ein Edelmann. Nach dem Ende des Stücks tritt ein Schauspieler hervor und verneigt sich, und bei seinem Anblick begreift sie: Die zwei Männer, das war er. Er am Bühnenrand, die junge Frau im dritten Rang. Sie kann einzelne Haare erkennen, die Schminke in seinen Poren. Sie kann sich einreden, sein Lächeln sei für sie, sein Blick verliert sich nicht in den Scheinwerfern, er sucht zeitgleich den ihren. Wer ist denn dieser wunderbare Darsteller. Von allen Seiten hallt der Name: T heißt dieser Schauspieler. Aber ja doch, dieser Mann nennt sich T. Sein Gesicht sagt ihr nichts. Sein Körper ist auswechselbar. Aber der Name ist ein Wiedererkennen. Den Namen hat es im Leben der jungen Frau schon einmal gegeben. Es hat einen Brief gegeben. Ein Brief wurde geschrieben, sie weiß nicht, wann genau losgeschickt, und auch nicht, warum. Dieser vor einigen Jahren junge und brünette, heute dicke und grauhaarige Mann. Ein junger und biederer Mann. Ein Blatt mit seiner Schrift, das er in seiner Hand gehalten und auf das er mehrere Minuten lang seine Aufmerksamkeit gerichtet hat. Die junge Frau begibt sich auf die Suche in die Kartons, die sich in ihrer Abstellkammer stapeln: der Brief, ob sie ihn aufbewahrt, ob sie ihn ins Altpapier geschmissen hat. Es hat Umzüge gegeben, es hat Abschiede gegeben, Männer. Ob der Brief in einer Schachtel von Wohnung zu Wohnung gewandert ist. Ob er auf dem Speicher lag, als sie ihren Haushalt teilte. Ob er in seinem Umschlag schlief während der Trennungsszenen. Ob er zu Staub zerfallen ist, während sie ihre Abendessen zubereitete, während ihr Telefon schwieg und ihre Gedanken vom Bett oder Sofa ins Nichts wanderten.

Der Schauspieler ist im Theaterfoyer. Sie erkennt seine Züge nicht wieder, aber es ist T, jedenfalls sagen es alle und sein Name steht im Programmheft. Die Menge schiebt sie zur Tür, sie muss vor ihm durch. T sieht sie und sagt guten Abend, und jetzt kann sie ihm gratulieren. Sie lässt ihn stehen, an den Brief denkend, von dem sie nicht mehr weiß, ob sie ihn beantwortet hat, und zurück in der Wohnung schreibt sie Worte nieder, von denen sie weiß, dass er sie nicht lesen wird.

T, schreibt sie, sie kann nicht lieber schreiben, denn sie hat ihn nicht lieb, genau das ist es, was sie nicht versteht und weshalb sie schreibt. T, schreibt sie, heute Abend habe ich Sie auf der Bühne gesehen und wie ich schon beim Rausgehen sagte, ich bin überwältigt von Ihrem Auftritt. Ich weiß nicht, ob es ein gutes Stück ist. Die Inszenierung war nicht schlecht, und das Bühnenbild schien mir ganz gut. Aber die Subtilität Ihrer Darbietung hat mich weit weggetragen. Ich bin an Orten gewesen, an die ich mich kaum erinnere. Ich bin in Stunden alter Fernsehfilme getaucht. Ich war zu Besuch in verschiedenen amerikanischen Gefängnissen, ich habe die abgewandten Gesichter unbekannter Männer in Aufzügen gesehen. Alles, was sich auf Ihrer Haut abspielte, habe ich wahrgenommen, ohne etwas zu verpassen, und Sie haben mich aus Raum und Zeit katapultiert. Sie sind zu anderen Menschen geworden. Dank Ihnen habe ich eine Stunde lang vergessen, dass ich Efina heiße, bald zweiunddreißig bin, in dieser Stadt in einer Zweizimmerwohnung mit Ostblick wohne, zusammen mit zwei mageren Spinnen. Meine Nachbarn sind taub und hören von abends bis morgens fern. Dienstags bringe ich den Müll raus. Ich gehe mit Freunden essen. Meine Vorhänge sind nie zugezogen. Das wollte ich Ihnen noch sagen: Es kann sein, dass ich damals Ihre Nachricht nicht so aufgenommen habe, wie Sie es wünschten. Ich weiß nicht mehr, was ich damals gedacht habe und was passiert ist. Sagen Sie, die Frage geht mir durch den Kopf, habe ich Ihnen auf Ihre Nachrichten geantwortet. Ich erinnere mich an die Verwunderung, als ich Ihr Schreiben las, ich habe den Umschlag aufgemacht, der Brief blendete mich, und ich konnte ihn nicht verstehen. Ich werde hier schließen, und ich will nur noch eines sagen: Ich möchte nicht, dass Sie denken, also, dass Sie meine Nachricht für einen dieser Liebesbriefe halten. Liebe ist zwischen uns keine. Etwas anderes vielleicht, das wir sprechen lassen können oder nicht. Ich sage es lieber gleich, ich meinerseits möchte nicht, dass diese Sache wiederkommt. Es mag sein, dass wir einander durch die Fügungen des Lebens erneut begegnen werden. Ich hoffe, dass Sie meine Gratulationen nicht mehr mit gesenktem Blick entgegennehmen werden. Dieses Lächeln bringt mich auf Gedanken, die ich nicht beschreiben kann, die mich aber furchtbar aufregen. Als ich Sie verließ, musste ich mich an die Mauer lehnen, und ein Taxifahrer fragte, ob ich Hilfe brauche. Ein Mann bot mir einen Schuss an. Ein anderer fragte nach meinem Preis. Meine Nachbarn sahen mir zu, als ich mich die Treppen hochschleppte, sie bemerkten meinen Zustand und denken jetzt, dass demnächst etwas Schlimmes oder Kompliziertes passieren wird.

Nachdem sie den Brief so beendet hat, schließt sie sorgfältig den Umschlag. Sie prüft, ob die Ränder gut mit Speichel verklebt sind. Die Adresse kennt sie nicht, sie müsste nur das Telefonbuch aufschlagen und nachschauen. Sie stellt den Brief auf ihren Schreibtisch und wartet siebzehn Monate. Dann zieht sie um und wirft ihn fort.

 

Nach dem Abend im Theater berichtet T seiner Partnerin von dieser Begegnung: die junge Frau, die er wiedergesehen, die damals nicht geantwortet hat. Oder die geantwortet hat, in seinem Kopf verschwimmt alles und er kann sich nicht erinnern, ob eines Tages eine Antwort kam, sie ist ohnehin vor langem in der Glut der Mülldeponie in Rauch aufgegangen. Seine Partnerin hört nicht zu. Der Brief wurde zu einer Zeit geschrieben, als sie T noch nicht kannte. In den nächsten Tagen will T zurückschreiben. Er kennt diese Frau nicht, sie ist weder interessant noch besonders sympathisch. Dennoch schreibt er einen Brief.

Sehr geehrte Frau, will er schreiben, aber die Frau ist noch jung, vielleicht jünger als er, und er schreibt ihren Vornamen, der Tonfall ist zu vertraulich, er weiß nicht, wie beginnen, er schreibt schließlich, liebe Efina, während er denkt, dass er sie nicht liebt und dass er nicht schreiben mag. Er muss nur etwas klarstellen, damit die Sache vom Tisch ist.

Liebe Efina, kritzelt er, ich schreibe Ihnen, weil mir scheint, dass noch etwas zu klären ist, etwas, was seit Jahren in der Schwebe hängt und was wir für erledigt hielten. Wir haben es beide gespürt im Foyer, im Theater, an jenem Abend. Sie können es nicht leugnen, ich habe es an Ihrer Stimme gehört, an Ihrer Art, beliebige Worte aneinanderzureihen. Ich hatte wohl den Blick gesenkt, denn ich konnte Sie nicht sehen lassen, was für ein Durcheinander in mir war. Ich fürchtete, Sie könnten es spüren, und das ist sowieso nichts Sehenswertes für eine Frau wie Sie. Frauen wie Sie sind zerbrechlich. Frauen wie Sie zergehen. Frauen Ihrer Art haben den Hang und die Neigung, sich zu verlieben, und Sie wissen, ich habe eine Partnerin, ich habe irgendwo drei Söhne und eine Tochter und überhaupt nicht die Absicht, noch einmal anzufangen und neu zu beginnen, und jedenfalls wissen Sie genau, dass die Liebe nicht das ist, was mich antreibt. Sie wissen so gut wie ich, dass Männer und Frauen sich nicht nur in der Liebe begegnen können, es gibt ein fein geartetes und weitläufiges Spektrum von Angeln, über die wir zusammenhängen. Lassen wir uns nicht durch Romane und Filme vereinnahmen und reduzieren. Ich komme jetzt auf diesen Moment zurück, als ich den Brief schrieb. Ja, ich muss wohl einen Brief geschrieben haben. Jahre zuvor gab es nichts, was ich mehr wollte, als Ihnen zu schreiben. Ich erinnere mich an den Ort. Ich sehe das Licht im Raum und die Farbe der billigen Furnierholzschreibtischplatte, an der ich saß. Es war ein klarer Tag damals, und doch war es schon Herbst. Ich weiß genau, welche Schritte und Pausen ich gemacht habe und bei welchem Spaziergang ich plötzlich beschloss, mich an diesen Brief zu setzen. Einem Teich sind bestimmte lächerliche Formulierungen nicht fremd, die ich an bestimmten Stellen hätte verwenden können. Die Vögel und die Blätter an den Bäumen sind zweifellos ebenso verantwortlich für einige Dummheiten, die wohl eingeflossen sind. Aber ich will nicht daran denken, was am Grunde lag. Was in den Worten schwingen mochte und was ich wollte, das muss ich nicht erklären. Daran muss nicht mehr gedacht werden. Ich will von Ihnen nur noch die junge und doch faltige Haut sehen, die erschrockenen Pupillen über den Augenringen, die braunen Monde unter dem Make-up, das Sie ziemlich schlampig auftragen. Nur Ihre Wangen täuschen, die Haare sind struppig, und als Geliebte können Sie höchstens noch zehn, fünfzehn Jahre durchgehen.

T hebt einen Augenblick den Kopf. Er fragt sich, ob er weitermachen oder hier aufhören soll. Er denkt daran, alles zu zerreißen. Er tut es nicht, und das Blatt auf dem Küchentisch bleibt ewig liegen. Seine Partnerin überfliegt es beim Frühstück am Morgen. Sie liest ihm jeden Tag Sätze daraus vor. Sie nennt den Brief einen Fortsetzungsroman, und T lacht mit ihr darüber.

 

Efina ist in ein anderes Stadtviertel umgezogen. Wenn T ihr in den Sinn kommt, verscheucht sie den Gedanken, er ist nichts für sie, nein. Das Leben kurbelt dahin, und in Efinas Bauch wächst ein kleiner Frosch. Arme umschlingen sie auf dem Kopfkissen. Die Sonne überflutet ihr Zimmer, das Südblick hat, und Efina geht arbeiten. Nein, es gibt keinen Platz für T. Der einzige Platz, den T einnehmen kann, ist der in den Theaterprogrammen. Sein Name, drei-, viermal im Jahr ploppt er wie ein Pilz aus der Liste der Schauspieler. Efina nimmt sich Zeit, die Programme zu studieren, die Orte herauszusuchen, wo T spielt, und welche Abende. Manchmal landen auf den Theaterprospekten Ts Umrisse in ihrem Kasten. Die Fotos sind künstlerisch aufbereitet, man sieht fast nichts, doch Efina erkennt ihn sogar am Rücken. Oder am Fuß. Sogar seinen Zeh, denkt sie, würde sie wiedererkennen, aber das stimmt natürlich nicht, und es gibt andere Frauen in dieser Stadt, die viel genauere Kenntnisse seiner Zehen haben. Manchmal sieht sie in der Liste die Namen hübscher Schauspielerinnen. Widerstrebend malt sie sich aus, was wohl in der Garderobe passieren mag. In Garderoben kommt es relativ häufig zu Verwicklungen. Garderoben bieten sich als Reagenzbehälter aller Arten von Gärungsprozessen an. Bei einem bestimmten Stück war eine der Schauspielerinnen auf der hinteren Umschlagseite nur in Höschen zu sehen. Sie lag in Ts Armen. Der Artikel sagte, das Stück enthalte gewagte Szenen. Schwülstige Szenen, pralle Szenen. Die Kindern nicht gezeigt werden dürfen. Szenen, in denen T nackt war. Auch die Schauspielerin offenbar nackt. Dass sie ihn spielen lassen, was sie gerade wollen, ist egal, und es regt Efina nur deshalb auf, weil, sie weiß nicht, weshalb.

 

T hat währenddessen weitere Briefe geschrieben. Sie sind im Schrank versteckt. Er hat in einem Karton Schuhe, die er nicht trägt, weil sie ihm an den Füßen drücken. Die Briefe liegen unter den Schuhen. Heute beginnt für T eine arbeitslose Zeit. Er sucht den Karton hervor und greift unter den Schuhen nach einem Brief.

Liebe Efina, steht da, ich muss noch einmal ein Blatt nehmen und noch einmal diese Worte schreiben. Ich habe geglaubt, alles sei gesagt, aber ich habe gemerkt, dass sich hinter diesem Brief, den ich Dir seit ich weiß nicht wie vielen Jahren, Generationen, geschrieben hatte, noch andere, ungeschriebene Seiten türmen. Handfeste Seiten, die sich nicht wegwischen lassen. Schwerwiegende und sperrige Seiten. Seiten, die die Sicht verdecken. Ich bin nicht abgeneigt zu denken, dass diese Seiten Monolithe sind, derer man auch mit einem Spitzgerät nicht Herr werden kann. Sie müssen mit einer Fräse weggefräst werden. Man muss eine Baustelle auftun, und es braucht sehr viel mehr Kraft, als Du Dir zweifellos vorstellst. Ich weiß nicht, wo Du lebst, ich stelle keine Nachforschungen an, denn Du zählst nicht in meinem Leben. Mein Leben ist voll wie ein Ei. Mein Leben platzt aus allen Nähten. Ich habe vier Kinder zu versorgen, plus eine fordernde Partnerin und weitere Frauen, die zu befriedigen sind, und von denen ich alles vergessen habe außer natürlich das Bankkonto, das monatlich zu bedienen wäre. Ich könnte in meinem Leben nicht die kleinste Ritze finden, in der Du Platz hättest, Efina, obzwar ich weiß, dass Du gelenkig bist, dass Deine Taille biegsam ist und schmiegsam und dass Deine Arme um sechzehn Winkel fassen können, vorausgesetzt, man will es. Ich schreibe dies, obwohl ich mir natürlich nicht sicher bin, ich sage, was ich mir vorstelle, wenn ich an Deinen kümmerlichen Namen denke. Wie seltsam, dass ich nicht reden kann und Dir noch schreiben muss. Dieses Medium ist zu langsam, veraltet. Papier sollte vernichtet werden. Briefe müssen aufbewahrt werden, aber warum eigentlich behalten, man hat dann doch keine Zeit, sie wieder zu lesen. Ich komme ständig auf diesen ersten Brief zurück. Eines Tages saß ich an einem Schreibtisch, und der Gedanke kam mir, mich in Deinem Blickfeld einzurichten. Was war denn da so Starkes und so Wichtiges, dass ich schreiben musste. Ich habe Dich um einen Gefallen gebeten. Ich habe Dich angefleht, und dennoch hast Du mich zurückgewiesen. Die Erde, aus der wir geschaffen wurden, verschloss wohl Deine Lider. Aber jetzt, jetzt siehst Du mich. Ja, meine Erscheinungsformen wechseln, aber das ist mein Beruf, Du weißt es. Meine Augen sind schwarz und strahlend. Nach Belieben ändere ich sie, ich habe runde, kleine, schmale Augen. Ich hatte auch mal blaue Augen. Ich kann je nach Bedarf gedrungen oder dünn sein, aber mein Körper ist, wenn ich ihn zurück habe, massig und robust. Ich habe einen kleinen Bauchansatz, gegen den ich mich mit Runden im Park wehre. Ich habe dichtes, kurzes Haar. Morgens rasiere ich mich. Ich bin kein Brillenträger. Ich rauche nicht, trinke wenig. Mein Gang ist leise. Meine Schuhgröße zweiundvierzigeinhalb. Mein Mund kann alle Formen annehmen, meine Lippen sind Chamäleons. Man sagt, von mir als Person gehe eine gewisse Anziehung aus. All das, damit Du Dich erinnerst, dass ich existiere, praktisch als derselbe wie damals.

T wendet das Blatt und beginnt einen neuen Abschnitt: Ich rede heute natürlich von vergangenen Dingen. Denn, und das wiederhole ich explizit, Du bist mir heute gerade so nahe wie diejenigen, denen ich auf der Straße begegne und von denen, wenn man Efina riefe, fünfzig den Kopf drehen würden.

 

Die Monate sind vergangen, und aus Efinas Bauch kommt ein Säugling. Efina ist sehr beschäftigt. Nein, sie denkt nicht an T. Sie denkt nicht an T, wenn sie das Baby stillt. Sie denkt nicht an T, wenn sie den Kinderwagen schiebt. Sie denkt nicht an T. Sie denkt nur an das Baby. Sie badet und wickelt ihr Baby. Sie püriert ihm Karotten. Sie denkt nur an das Baby und an das Gesicht, das Babys wohl haben mögen, die von T sind. Sie fragt sich, ob ihr Bauch mit T ein noch hübscheres Baby hätte hervorbringen können, mit noch mehr Grübchen, ein Baby wie Honig, das nicht jede Nacht weint und nicht ständig Pipi macht. Efina stellt sich vor, dass Ts Babys aus Kandiszucker sind und sich in kleine Jungen verwandeln. In aufsässige Jugendliche. In breitschultrige Männer wie T. Warum ist T so kahl geworden. Ist er wirklich kahl, oder rasiert er sich fürs Theater. Hat er wirklich einen dicken Bauch, oder hat er auf Wunsch der Regisseure Kuchen gegessen, damit er die Rollen ausfüllt.

Efina kauft einen Hund von kastanienbrauner Farbe. Sie spaziert mit ihm im Wald. Der Hund ist anfangs ungestüm, dann verändert sich sein Charakter. Bestimmt, weil er größer wird. Er ist schön anzusehen. Das Licht spielt auf seinem Rücken. Er hat einen eleganten Gang, er setzt seine vier Pfoten auf einen elastischen Untergrund. Der Hund verschwindet in einem Dickicht und kommt sogleich zurück. Sein Haar ist sauber und glänzend. Er geht geschmeidig vor ihr her. Sein Kopf dreht sich, und seine Schnauze hebt sich, um sie anzusehen.

Efina zieht ans andere Ende der Stadt. Sie isst allein an ihrem Tisch. Es soll nicht sein, dass sie einem Mann an ihrer Seite zur Last fällt. Sie muss sagen, dass ihr nichts daran liegt, sie schreitet lieber allein voran. Das Baby zählt einen Furz. Sie geht ins Theater, und vor dem Reservieren zerpflückt sie die Rollenverteilung, um zu wissen, ob T spielt, und wenn er spielt, verzichtet sie darauf, sich das Stück anzusehen. Das ist mühsam, denn T spielt oft, und ihr entgeht eine ganze Menge von Stücken. Er hat das Alter erreicht, das die Regisseure in puncto Körper und Ausdruck für perfekt halten. Die Angst packt sie manchmal, ihm auf der Straße zu begegnen. Es könnte geschehen, die Stadt ist groß, wenn auch nicht so, dass man keine Freunde trifft. Aber auch wenn sie T begegnete, sie würde ihn zweifelsohne nicht erkennen. Sie betrachtet die Männer im Bus. Die Männer betrachten sie auch und fühlen sich genötigt zu fragen, ob sie sich kennen.

 

Einige Zeit danach wird Efina von Freunden ins Theater eingeladen. Sie kümmert sich nicht um das Programm, aber es ist, als ob sie es wüsste, im Auto plappert sie wie ein Mädchen bei der Erstkommunion. Denn T tritt auf die Bühne. Er ist schlank und sein Haar füllig, oder trägt er eine Perücke, und ist da ein Korsett, das seinen Unterleib zusammenpresst. Efina hört nicht zu. Sie konzentriert sich auf die Luft, die T durch seine Organe filtert. Sie konzentriert sich auf die Art, wie seine Lippen einander berühren, auf das Hüpfen seines Adamsapfels, seine beweglichen Wurstfinger. Sie fragt sich, ob sein Körper behaart ist und wann er sich rasiert. Ob er einen elektrischen Rasierapparat hat. Welche Farbe sein Badezimmer. Das Stück geht zu Ende, und an der Bar trinken die Freundinnen noch etwas. Einer nach dem anderen kommen die Schauspieler wie Ratten aus der Garderobe. Efina könnte gehen. Sie könnte den Bus nehmen. Sie könnte sagen, ihr Kopf, ihre Migräne, ihr Magen. Aber sie hat Lust, T zu sehen. Sie sagt sich, nach all den Jahren, den Jahren und Jahren, kann sie T wohl einmal wiedersehen. Er erinnert sich nicht einmal an sie, und sie denkt nie an ihn. Nach all diesen Jahren und Jahren und Jahren.

T sitzt in ihrem Kreis. Efinas Freundinnen umschwärmen T, sie scherzen mit ihm. Sie sagen seinen kompletten Namen. Efina nimmt eine Haltung als reservierte und ruhige Frau ein. Sie grüßt T, und auch T hat sie mit einem Blick begrüßt. Er ist weicher und älter geworden, sein Hals ist welk und faltig. Auf seiner Stirn sieht man seine Sorgen. Sein Kopf ist nach vorn geneigt, er sollte mehr auf sich achten. Eine Wulst liegt über seinem Gürtel. Efina veranschlagt, dass er mit ein bisschen Pflege jung und schlank aussehen könnte, ja, wenn er ein bisschen Sport triebe. Kümmert sich T in seinen freien Momenten darum, Sport zu treiben. T im Trainingsanzug, in kurzer Hose. T strampelnd auf dem Hometrainer. Oder in Badehose im Schwimmbad. Ein lächerlicher Mann, T. Ein Mann mit Hautsäcken, schütteren Haaren, durch die der Schädel durchscheint, und bewachsenen Ohren. Ein verbrauchter und bemitleidenswerter Mann mit dieser Art, das Gesicht unschuldig zu präsentieren, als wäre es verführerisch. Seine Augen sind scharf, winzig. Seine Augen sind hell geworden, wo T sonst nur aus dunklen Furchen bestand. T ist ein heruntergekommener Mann, sein Charme ist auf den Brettern geblieben. Das Licht wird gedämpfter. Sein Aussehen ist grau, verblasst. Aus Ts Mund kommen platte Silben. Sein Nacken ist weich und gebeugt. Er raucht keine Zigaretten mehr. Er bestellt ein Mineralwasser. Die Freundinnen lachen und rufen: T … Efina geht zur Toilette. Als sie zurückkommt, diskutiert T an der Bar mit anderen Leuten. Im Auto noch ereifern sich ihre Freundinnen: T, der Verführer, der Charmeur, der schöne Schauspieler, den die Frauen lieben. Efina zieht unter ihm einen Schlussstrich.

 

T denkt in seinem Bett an den Abend im Theater zurück. Er hat gut gespielt, sein Spiel wird immer ausgefeilter. Schade, dass seine Partner nicht auf der Höhe waren. Die Partner verderben manchmal die Freude am Spielen. Und diese Zuschauerinnen an der Bar. Sie waren ein bisschen exaltiert. Und diese Efina in ihrer Mitte. Efina war dabei, er glaubt es kaum, er kann sie mit dieser Gruppe von Verehrerinnen gar nicht zusammenbringen. Vielleicht, weil sie nicht geredet hat. Vielleicht, weil sie nur wenig gelächelt hat. Vielleicht, weil sie ohne Form war. Oder weil man sehen konnte, dass sie ständig überlegte. Diese Efina ist eine insgesamt recht unangenehme Frau, T fühlt sich neben ihr unwohl. Neben ihr zählt er seine Wörter ab, sein Körper wird mechanisch, er ist gar nicht er selbst in Anwesenheit dieser Efina. Zum Glück hat er ihr nicht die Briefe zukommen lassen, die er ihr seit Ewigkeiten schreibt. Zum Glück, und die Geschichte ist endlich klar: Diese Frau ist nichts für T. Übrigens, das ist der Beweis: Er hat gar keine Gefühle verspürt. Er war nicht einmal erstaunt, er hat sich weder berührt gefühlt noch verwirrt. Seine einzige Regung, sagt sich T, als er Efina im roten Sessel sah, mit ihrem Glas in der Hand, war sich zu fragen, ob sie wohl Champagner trinkt. Oder ob es Weißwein ist. Ja, zweifellos ein Perlwein, so einen haben sie am Theater. Ein Prosecco, ganz sicher. T hatte erwogen, ein Glas Champagner zu trinken. Aber er hat Wasser bestellt, und diese Frauen haben sich auf ihn geworfen. Nein, wirklich kein Funke eines Gefühls, als er Efina im Theaterfoyer entdeckte. Sein Herz hat nicht zum Zerspringen geklopft. T ist nicht rot angelaufen. Er hat sie ruhig begrüßt. Er hat ihren Schmuck bemerkt. War ihr Schmuck aus Gold, oder waren das Ringe aus Blech. Blech wahrscheinlich, Efina ist nicht vornehm. Sie ist keine Frau von Geschmack. T mag Frauen von Geschmack. Das Gespräch plätscherte dahin, und T hatte in keinem Augenblick Lust, mit ihr zu sprechen. Keine Minute dieses Abends. Er hätte ihr übrigens nichts zu sagen gehabt. Dann ist diese Geschichte also endgültig zu Ende. Ja, sie ist wohl zu Ende, da T sogar die Schuhe aufgefallen sind, die Efina trug. Das fand er bedauerlich. T findet Füße wichtig. Er mag Frauen auf Absätzen. Er versteht, dass sie nicht praktisch sind und Rückenschmerzen verursachen. Aber T findet, dass eine Frau erst ab drei, vier Zentimetern über dem Boden zu schweben beginnt. Bei weniger als drei, vier Zentimetern ist eine Frau gemäß T keine Frau. Unter drei Zentimetern ist eine Frau nur ein Mensch. T mochte die Sachen, die Efina an den Füßen trug, überhaupt nicht. Ihm genügte ein einziger Blick: Efina ist nicht von Interesse. Weil sie nicht von Interesse war, konnte er den Abend ganz gut kaum sechzig Zentimeter neben ihr verbringen, ohne dass sein Körper scheute. Er hat nicht die geringste Gefühlsbewegung festgestellt. Hat nicht an ihre Haut gedacht. Hat nicht an ihre Beine gedacht. Im Gegenteil, er regte sich auf über ihre Augenbewegungen. Kann sie nicht einfach geradeaus gucken, sagte sich T den ganzen Abend lang, während Efina auf ihr Glas oder den Tisch starrte. Sodass T sich fragte, ob ihre Augen kastanienbraun sind oder einfach braun. Und warum muss sie unbedingt diesen Lidschatten tragen. Dieses Blau ist nicht der richtige Farbton. Dieses Blau würde zu einer Blonden passen, nicht zu einer simplen Brünetten wie ihr. Ob sie sich für eine Blondine hält. Ob sie glaubt, sie sei strahlend. Glaubt diese Efina etwa, sie könne sich erlauben, Tusche zu tragen, als ob sie hübsch sei. Sie ist es nicht, und welch ein Wahnsinn, ihr Briefe geschrieben zu haben. Diese Briefe waren Hirngespinste, er richtete sie an eine Frau, die es gar nicht gibt. Er muss sich an die Richtige wenden, und die andere wird gestrichen.

In dieser Nacht steht er auf und setzt sich an den Tisch. Er nimmt seinen karierten Block hervor. Efina, schreibt er, und dieses Mal fällt ihm nicht ein zu schreiben, werte Freundin, oder meine Liebe, wie er es einige Male gewagt hat. Ich habe Sie heute Abend im Theater gesehen … Nein, das ist es nicht. Er fängt noch einmal an, ein anderes Blatt. Efina, wir haben uns im Theater gesehen. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen so unvermittelt und frei schreibe. Ich habe das Bedürfnis, Ihnen zu sagen, dass ich mich Ihnen nicht nahe fühle. Ich glaubte, unter Ihren Wimpern einige interessierte Blicke wahrgenommen zu haben. Dass es ein für alle Mal gesagt ist: Sie sind nichts. Es ist nie etwas passiert. Es ist dumm von Ihnen zu glauben, wir seien liiert. Ich habe eine Frau in meinem Leben, und entschuldigen Sie, wenn ich Sie verletze, aber sie ist mir unendlich viel wertvoller als alle anderen Frauen, die ich kenne. Sie mit eingeschlossen, Efina. Sie müssen sich das in den Kopf setzen. Da wir irgendwie auf eine seltsame Art alte Bekannte sind, erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen: Achten Sie besser auf Ihr Auftreten, und achten Sie mehr auf Ihre Kleidung. Wenn Sie den Männern gefallen wollen, dann sollten Sie nicht aussehen, als hätten Sie Angst, Ihre Anwesenheit könne sie langweilen. Trinken Sie Champagner, oder Rotwein. Hören Sie auf, ihre Augen zu schminken. Seien Sie fröhlicher und netter. Männer wollen sich amüsieren. Reden Sie ein bisschen, bewegen Sie sich, lachen Sie. Sie scheinen stumm zu sein. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen das sage, ich verspüre eine Zärtlichkeit für Sie, die trotz allem anhält, noch, und ich fühle mich ein wenig verantwortlich dafür, Sie in diesem Zustand zu sehen. In diesem Moment wacht Ts Partnerin auf, und sie ruft ihn ins Bett. T lässt den Brief liegen und geht zu seiner Freundin, die nicht mehr schlafen möchte. Am nächsten Tag bringt er den Brief zum Verschwinden. Aber Efina lässt ihn nicht los, er begreift, dass er ihr schreiben muss. Ja, ihr ein für alle Mal schreiben, und alles wird ausgelöscht sein. Der Frau schreiben, die er gesehen hat.

Efina, schreibt er, ich erlaube mir, Ihnen zu schreiben, weil wir uns jüngst an einem Abend begegnet sind. Wir konnten uns nicht unterhalten, und ich verspüre nun das Bedürfnis, noch eine Seite zu füllen. Sobald ich Sie gesehen hatte, war mir klar, es hat nichts gegeben zwischen uns. Was ich Ihnen noch sagen wollte: dass das nur Luft war, dass alles tot ist und dass ich darüber erleichtert bin. Ich bin mir sicher, dass Sie es auch sind. Aber vielleicht wussten Sie schon, dass wir einander nichts zu sagen haben, und Sie fragen sich vielleicht, warum ich den Stift wieder in die Hand genommen habe. Denn ich will, dass alles klar ist. Ich will alle Fäden abschneiden. Sie sind mir absolut gleichgültig, Sie sind eine beliebige Frau, und ich hoffe, dass ich für Sie dasselbe bin, ein beliebiger Mann. Ich wünsche, dass Sie in diesem Leben das Glück finden werden, denn, wenn ich das sagen darf, Sie schienen mir nicht überaus glücklich. Mit meinen besten Wünschen, T.

Er ist wütend über seinen Brief. Die Wörter sind noch zu sehr mit dieser Frau verbandelt und an sie gebunden. Sie wird glauben, dass er sie wiedersehen will, wo er doch das Gegenteil sagt. Er nimmt ein weißes Blatt: Madame, Sie werden zweifellos erstaunt sein, von mir ein zweites Mal in Ihrem Leben einen Brief zu erhalten. Ich habe Ihnen nur eines zu sagen: dass ich in meinem ganzen Wesen bedaure, den ersten geschrieben zu haben. Als ich Sie jüngst am Abend sah, begriff ich, dass ich mich geirrt hatte und dass Sie mir die begehrte Sache nicht hätten gewähren können. Sie sehen, dass ich erleichtert bin. Sie sind überhaupt nicht mein Typ, und Sie hatten natürlich recht, nicht zu antworten: Wir sind nicht von derselben Art. Ich sende Ihnen, werte Madame, hochachtungsvolle Grüße.

Der Brief ist noch zu emotional, T macht einen vierten Versuch. Madame, ich erlaube mir, Ihnen zu schreiben, nachdem wir uns jüngst eines Abends begegnet sind. Es scheint mir, dass Sie es sind, der ich – entschuldigen Sie, dass ich mir nicht sicher bin – vor Jahrhunderten eine Botschaft habe zukommen lassen. Sollte dies der Fall sein und sollten Sie sich erinnern, dann bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Es war eine unüberlegte, jugendliche und dumme Tat, und ich fühlte nicht ein Wort, das ich darin zum Ausdruck brachte. Jüngst an dem Abend habe ich natürlich begriffen, als ich Sie dasitzen sah, dass Sie nicht die sind, für die ich Sie gehalten habe. Mit theatralischen Grüßen, nein, freundlichen, nein, meinen besten, nein, herzlichsten Grüßen. Nein. Grüße, T.

Dieser Brief überzeugt T nicht. Er schafft es nicht, dieser Dame zu schreiben. Er regt sich auf und notiert schließlich: Madame, ich erlaube mir, Ihnen zu schreiben, da wir uns jüngst am Abend an der Theaterbar begegnet sind. Sie zu sehen, hat mich plötzlich an eine alte vergessene Geschichte erinnert. Schon seit Langem hätte ich schreiben sollen, um die Sache zu klären, aber ich hatte Ihren Namen vergessen, und diese Geschichte ist so alt. Ich würde mich heute dennoch gern für einen Brief entschuldigen, den ich Ihnen vor mittlerweile geraumer Zeit geschrieben hatte. Vielleicht haben Sie ihn vergessen, aber es scheint mir wichtig klarzustellen: Dieser Brief war nicht für Sie gedacht, und ich weiß nicht, aus welcher Verwirrung ich ihn damals an Sie adressiert habe. Ich muss die Umschläge verwechselt haben, und in Ihre Hände gelangte, was an eine andere gerichtet war. Im Übrigen ist das nicht wirklich schlimm, denn da keine Antwort kam, ging ich davon aus, dass der Fehler offensichtlich war. Ich danke Ihnen also und sende Ihnen, Madame, hochachtungsvolle Grüße, nein, meine besten Wünsche, nein, die verwirrtesten, nein, freundliche Grüße, na ja, einfach Grüße, T.

So, das ist erledigt, T liest seinen Brief noch einmal durch. So weiß diese Frau endlich, dass alles eine Fantasie war und dass sie T nichts schuldig ist. Er hat ihre Adresse gefunden, und er geht zur Post. Er bleibt vor dem Kasten stehen, er behindert die Kunden, die ihre Korrespondenz einwerfen wollen. Ein kleiner Ruck, und schon liegt der Brief im Kasten. Dieser Kasten ist schon voller Umschläge, seiner fällt oben auf den Haufen, was T ein wenig beruhigt. Will er sich umentscheiden, kann er ihn einfach zurückholen, indem er die Finger durch den Schlitz steckt. Ja, sogar mit Wurstfingern kann man ihn offenbar greifen. Schnell wendet T sich ab, es ist Zeit für seinen Auftritt im Theater.

 

Briefe sind nie das, wofür man sie hält, sie halten ihre Versprechen nicht. Sie scheinen prall gefüllt zu sein, aber aufgerissen wirken sie nur noch platt. Efina prüft den Umschlag nicht, bevor sie ihn zerreißt. Sie denkt nicht an die Briefmarke, sie schaut nicht auf die Schrift, sie öffnet den Umschlag, und in ihrer Hand: Ts Schrift. Sie liest und liest und liest, was T geschrieben hat. Sie denkt, es ist ein Wunder. Sie sagt sich, dass er sich über sie lustig macht und dass sie ihn erwürgen wird. Ja, sie wird in die Garderobe gehen, sie wird die Schauspielerinnen herausholen, die Mädchen wird sie verscheuchen, dass sie wegrennen, und allein mit T, mit T in der Garderobe wird sie ihn gestehen lassen, wird sie ihn aus eigenem Mund sagen lassen, dass das kein bisschen stimmt, was er geschrieben hat: Er habe sich geirrt, der erste Brief damals sei nicht für sie gewesen, er habe zwei Adressen verwechselt. Übrigens hat das weder Hand noch Fuß. Efina kann sich nur wundern. T hat ihr jetzt aus Rache geschrieben. Er denkt andauernd an sie, und außerdem wurde der erste Brief vor Jahrhunderten abgeschickt. Das ist Liebe, es ist sonnenklar, das kann gar nicht anders sein. Warum sollte er sonst noch daran denken. Liebe war’s, leider zu spät, Efina hat einen Schlussstrich gezogen, sie empfindet nichts mehr für T. Aber aus Höflichkeit, ja, aus Rücksicht, aus Respekt vor dem Theatermann, auch wenn sie sich von ihm gelöst hat, muss sie ihm dennoch antworten. Sie muss ihm schreiben, es ist eine Pflicht.