image

Wilhelm Busch

Umsäuselt von sumsenden Bienen

Schriften zur Imkerei

Herausgegeben

und mit einem Vorwort versehen

von Christiane Freudenstein

 

 

 

image

 

Marcel Beyer gewidmet, dem ich die Idee

zu diesem Buch verdanke

Inhalt

Vorwort

 

Kennen die Bienen ihren Herrn?

Unser Interesse an den Bienen

Das Netz einer Bienenzelle

 

Literaturangaben

image

Friedlich lächelt Virgil, umsäuselt von sumsenden Bienen;

Aber die runzlichte Schar bärtiger Krieger entfleucht!

(Schnurrdiburr)

Vorwort

Wilhelm Busch ist gemeinhin bekannt als Autor von Bildergeschichten wie Max und Moritz (1865), Hans Huckebein der Unglücksrabe (1867-1868), Die fromme Helene (1872) und Fipps, der Affe (1879). Seine Lyrik hat heute noch Bestand, z. B. die Kritik des Herzens (1874), und auch Buschs bis dahin wenig beachteten Gemälde wurden gegen Ende des 20. Jahrhunderts verstärkt in den Blick genommen – schon Paul Klee hatte sich in seinen Tagebüchern anerkennend geäußert: »Kein Kitscher […]. Einige Kerle mit roten Jacken gehören in eine Gemäldegalerie, sind durchaus gut.« (Tagebücher, § 819, S. 235) Viele sentenzhafte Redewendungen, die uns geläufig sind, stammen von dem Humoristen: »Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man läßt« (Die fromme Helene, 1872), »Einszweidrei, im Sauseschritt / Läuft die Zeit; wir laufen mit« ( Julchen, 1877) oder »Das Schönste aber hier auf Erden / Ist lieben und geliebt zu werden« (Schein und Sein, 1909).

Dass Wilhelm Busch auch ein Kenner der Bienenkunde war, wird viele Leser überraschen, besonders diejenigen, die mit der wenig bekannte Bildergeschichte Schnurrdibur oder die Bienen nicht vertraut sind. Wie intensiv Buschs Interesse an den Bienen aber war, belegt diese autobiographische Passage: »[…] ernsthafter fesselte mich das wundersame Leben des Bienenvolkes und der damals wogende Kampf um die Parthenogenesis [eingeschlechtliche Fortpflanzung aus unbefruchteten Eizellen, C. F.], den mein Onkel als gewandter Schriftsteller und Beobachter entscheidend mit durchfocht. Der Wunsch und Plan, nach Brasilien auszuwandern, dem Eldorado der Imker, blieb unerfüllt. Daß ich überhaupt praktischer Bienenzüchter geworden, ist freundlicher Irrtum.« (Was mich betrifft, Teil 1)

Wilhelm Buschs lebenslanges Interesse für Bienen liegt in seiner Biographie begründet. Geboren wurde er im »am 15. April 1832 zu Wiedensahl als der erste von sieben«. Weiter schreibt Busch im ersten Teil seiner Selbstauskunft Was mich betrifft am 10. 10. 1886 in der Frankfurter Zeitung erschien: »Mein Vater war Krämer; klein, kraus, rührig, mäßig und gewissenhaft; stets besorgt, nie zärtlich; zum Spaß geneigt, aber ernst gegen Dummheiten. […] Meine Mutter, still, fleißig, fromm, pflegte nach dem Abendessen zu lesen. Beide lebten einträchtig und so häuslich, daß einst über zwanzig Jahre vergingen, ohne daß sie zusammen ausfuhren. […] Als ich neun Jahr alt geworden, beschloß man, mich dem Bruder meiner Mutter in Ebergötzen zu übergeben. Ich freute mich drauf; nicht ohne Wehmut.«

Im Spätsommer 1841 wurde Busch also zur weiteren Erziehung seinem Onkel Pastor Georg Kleine (1806-1897) in dem nicht weit von Göttingen gelegenen Dorf anvertraut. Wie viele Pfarrer seiner Zeit hielt auch dieser Bienen, war sogar eine der »Koryphäen der deutschen Bienenzüchter« (Altmeister, S. 596) und in Imkerkeisen bekannt als Verfasser von Büchern wie Die Biene und ihre Zucht (1862). Über Kleine heißt es weiter in dem 1868 in der Gartenlaube erschienenen Artikel: »In der Muße ferner Dorfpfarrei erwählte er sich die Bienenzucht, bei der vorzugsweise die wissenschaftliche Seite ihn in Anspruch nahm, zu seinem Steckenpferde. Da die Zeit günstig war, es auch an Anregung nicht fehlte, so brachte er es auf diesem Felde rasch zu einer vollendeten Meisterschaft, so daß sein Ruf als Imkermeister bald weit über die Grenzen Deutschlands hinausdrang. […] War es unter diesen Umständen wohl ein Wunder, wenn der große Kleine im Aus- wie im Inlande die höchste Anerkennung seiner Verdienste fand? […] Seit einigen Jahren ist Kleine Redacteur des bienenwirthschaftlichen Centralblattes für Hannover, welches seine Gediegenheit und Verbreitung meistens dem allgemein beliebten und hochgeschätzten Manne verdankt.« (Altmeister, S. 598)

Busch verlebte in Ebergötzen eine ländlich geprägte Kindheit und Jugend. Von seinem Onkel erhielt er Privatunterricht, an dem auch sein engster Spielkamerad und lebenslanger Freund, der Müllersohn Erich Bachmann (1832-1907) teilnehmen durfte. Die gemeinsam verübten Streiche inspirierten Busch zu Max und Moritz, seiner ersten großen Bildergeschichte, die in Buchform erschien.

Zu dieser Zeit lagen ein abgebrochenes Maschinenbaustudium in Hannover und Kunststudien in Düsseldorf, Antwerpen und München hinter Busch, der von Gefühlen der Enttäuschung und von Selbstzweifeln geplagt wurde. Er war befreundet mit Münchner Künstlern, beteiligte sich an Theateraufführungen und zeichnete seine »Bilderpossen«. Den Kontakt zu den Eltern, die dieses ›Lotterleben‹ nicht weiter finanziell unterstützen mochten, hatte er zwischenzeitlich abgebrochen, besuchte aber immer wieder seinen Onkel, der schon ab 1846 in Lüthorst bei Einbeck sein Pfarramt innehatte.